Page 64 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 6/2022
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Jens                                                             Der Digital-

             Crueger


                                                                                                            Historiker
             als aquarianer




             surfen lernten



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             rückblick auf die Geschichte der aquaristik im Internet





             Diesmal: „ein ring, sie alle zu finden“
             Oft heißt es, erst die großen „Social Media“-Plattformen hätten ab Mitte der 2000er-Jahre
             das Web zu einem Ort mit interaktivem Gemeinschaftsfaktor gemacht. Schaut man aber
             genauer, so stellt man fest, wie viele virtuelle Treffpunkte für gemeinsame Interessen
             und Anliegen es in den 1990er- und frühen 2000er-Jahren bereits gab. Die damaligen
             „Online-Communities“ boten häufig eine breite Palette interaktiver Funktionen: Chats,
             Foren, Kleinanzeigen und vieles mehr.
             Diese interaktiven Webprojekte benötigten viele Besucher, denn die Foren und Chats waren
             auf rege Beteiligung angewiesen. Das Problem dabei: Es gab erst wenige Webnutzer (18
             Millionen Deutsche im Jahr 2000) und gute Suchmaschinen waren rar. Eine Möglichkeit, um
             dennoch inmitten thematisch ähnlicher Webangebote sichtbar und bekannt zu werden, war
             der sogenannte Webring. Der erste Webring entstand 1994, heute gibt es sie kaum noch.

             Seinerzeit vernetzten sich Websites mittels eines solchen Rings, indem jeder Beteiligte
             die Navigationsmaske des Rings gut sichtbar auf seiner Startseite platzierte. Besucher, die
             auf eine solche Webring-Maske stießen, konnten per Klick auf vorwärts und rückwärts
             gerichtete Pfeile (oder Textlinks) zu den Websites anderer Ringmitglieder navigieren. Sie
             wussten nicht, wohin genau sie der Webring führen würde, oft gab es auch einen Zufallslink.
             Ein Beispiel hierfür ist der im März 2001 gegründete Webring von Africanfish.com, der
             Websites zu Fischen der afrikanischen (Graben-)Seen vereinte. Laut den Aufnahmebedingungen des
             Rings mussten sie sich mit „Cichliden aus dem Malawi-, Tanganjika- und Victoriasee befassen“. Wollten
             sich kommerzielle Websites anschließen, so war dafür „ein gewisser Informationsgehalt über dieses
             Webringthema“ erforderlich. Der Africanfish-Webring wuchs schnell, im April 2001 bestand er aus acht
             Mitgliedsseiten, bis zum Juni 2002 hatten sich ihm insgesamt 20 Websites angeschlossen.

             Der Link führt Euch direkt zu den archivierten Websites in der Wayback Machine des Internet Archive!








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