Page 55 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 02/2021
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Wir hörten Stimmen und Sprachbrocken in einer
Sprache, die wir nicht verstehen konnten – und sie ka-
men näher. Mussten wir um unser Hab und Gut fürch-
ten? Vorsichtshalber packten wir unsere wichtigsten
Habseligkeiten schon einmal ins Auto und warteten
ab. Was blieb uns auch anderes übrig.
nicht ohnE nachtwachE
Um uns herum entstand eine ganze Weile ein heftiges,
fast lautloses Treiben, unterbrochen von knackenden
Ästen und Gestrüpp, ein Kommen und Gehen. Es hatte
den Anschein, als würden die Nachbarhütten bezogen,
aber von wem? Als gegen 0 Uhr langsam die Geräusch-
kulisse wieder abnahm, lungerten wir noch aufmerk-
sam bis in den frühen Morgen in den Hängematten
– jedoch nicht ohne Nachtwache! Immer noch etwas
aufgewühlt, übernahm ich freiwillig die Feuerwache
bis 2 Uhr. Aber an Nachtruhe war nicht zu denken: Zu
sehr beschäftigten mich die nächtlichen Ereignisse.
Im Morgengrauen klärte sich das unheimliche Rätsel
auf: Indianer mit Familien präsentierten sich in den
umliegenden Hütten. Und zwar echte! Keine in mo-
derner Kleidung mit Jeans und T-Shirt, sondern nur
mit Lendenschurz bekleidet.
Auch wenn meine Reisegefährten mich ausdrücklich
gewarnt hatten, Fotos von unseren neuen Nachbarn
zu machen, konnte ich nicht widerstehen, heimlich das
eine oder andere Foto zu knipsen. Genauso schnell,
wie der Spuk begonnen hatte, war er auch wieder zu
Ende. Es ging zu wie im täglichen Leben, die Frauen
und Kinder erledigten die Arbeit (Utensilien zum Boot
bringen und beladen). Die Männer nahmen derweil
schon einmal am Steuer der Boote Platz und zogen
kurze Zeit später mit ihren Familien weiter.
Text & Fotos: Burkhard Schmidt
Indianer bei der morgendlichen Wäsche.
Für eine Nacht nutzten die brasilianischen Ureinwoh-
ner die leeren Hütten, um dann weiterzuziehen.
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