Page 42 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 04/2019
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nen Schneckenbuntbarschbewohnern (Neolamprologus-Arten)
und kleinere Felsenriffe mit Tropheus und weiteren Lampro-
loginen – zum Teil in unglaublicher Individuenzahl. Militante
Tierschützer würden Tansania vermutlich wegen Überbesatz
verklagen. Aber der Tierbestand regelt sich in der Natur nicht
durch Gesetze, sondern durch die Anzahl der Rückzugsmög-
Gebänderte Schneckenbuntbarsche gab es auch zu sehen – lichkeiten und das Nahrungsangebot. Mit etwas Glück können
mehr dazu in unserer kommenden Ausgabe. Sie auch etwas seltenere Arten im Flachwasser beobachten.
Ihre Chance dazu steigt mit jeder Stunde, die Sie im Wasser
verbringen. Ich hatte die Gelegenheit, große Lepidiolampro-
logus elongatus mit Jungfischen zu entdecken. Es ist immer
wieder faszinierend, wie Elterntiere mit dieser Extraportion
Elternmotivation jeden Fressfeind in die Flucht schlagen –
Menschen inbegriffen. Oder Sie treffen auf den größten Fisch
des Sees und zweitgrößten Buntbarsch der Welt, Boulenge-
rochromis microlepis. Mit seinen 70 Zentimetern ist er eine
imposante Erscheinung und durchaus angsteinflößend, wenn
er Jungfische verteidigend den Taucher oder Schnorchler atta-
ckiert. Aber anders als Drückerfische im Meer beißt er keine
Fleischstücke aus unserem Körper.
Die Vegeta�on im See ist sehr spärlich und nur selten SCHNORCHELN BEI NACHT
überhaupt vorhanden. Auch nachts lohnt es sich, im See zu schnorcheln: Erst bei
Dunkelheit kommen Garnelen heraus, gehen die Stachelaale
auf Jagd und lassen sich auch Welse blicken. Durch das warme
Wasser kühlt man nachts nicht so schnell aus und es lassen
sich ausgedehnte Schnorcheltouren unternehmen. Niemand
sollte vergessen, ein paar Wassertestsets mitzunehmen. Die
besondere Wasserchemie des Sees muss man mal selbst ge-
messen haben: Die Karbonathärte liegt mit 16-18 °dKH höher
als in fast allen anderen tropischen Gewässern der Erde und
auch höher als die Gesamthärte (10-11 °dGH). Der pH-Wert
liegt bei 8,8 bis 9,0 bei einer Leitfähigkeit von 645-690 µS/cm.
TAUCHEN IN TIEFEREN GEFILDEN
Aber meinen Lieblingsfisch, den Tanganjika-Beulenkopf (Cy-
Auch Stachelaale finden sich im Tanganjikasee. photilapia frontosa) konnte ich bis dahin noch nicht entde-
cken. Diese Art lebt in großen Felsenriffen ab 20 Meter Tiefe.
Wer einen Freitauchlehrgang (Apnoe-Tauchen) mitgemacht
hat, scha� diese Tiefe auch mit Luft anhalten. Alle anderen
müssen Flaschenluft atmen. Leider ist es in Kigoma nur mit
etwas Glück möglich, Pressluftflaschen zu leihen. Wir hatten
dies auf unserer JBL-Expedition alles im Vorweg organisiert
und sogar acht Tauchflaschen mitgebracht. Das Hilltop Hotel
Hintergrund: Free-Photos, Pixabay
Dieses beeindruckende Tanganjika-Beulenkopf-Männchen
(Cyphotilapia frontosa) sahen wir ab einer Tauch�efe von
22 Metern.