Page 24 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 05/2018
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SCHWERPUNKTTHEMA
Lebensräume
Lebensräume
Lebensräume
Fadenfischbiotope näher betrachtet
Vorzugsweise werden Tieflandgewässer besiedelt, aber in
Myanmar findet man die Trichogaster-Art, die als T. labiosus im
Hobby verbreitet ist (in Wirklichkeit handelt es sich um eine wis-
senschaftlich unbeschriebene Art, aber das ist an dieser Stelle
unwesentlich), auch im Inlesee, also fast 900 Meter über dem
Meeresspiegel. Im Tobasee auf Sumatra, ebenfalls in dieser Höhe,
lebt der Gepunktete Fadenfisch.
BUTTER UND BROT
Dort, wo Fadenfische vorkommen, sind sie gewöhnlich so häufig,
dass sie zum täglichen Brot der lokalen Bevölkerung gehören.
Außerhalb der Fortpflanzungszeit findet man die Tiere oft in klei-
nen Schulen, also Gruppen gleichalter Tiere, die bis zu 20 oder
sogar etwas mehr Exemplare umfassen. Dann entdeckt man Fa-
denfische auch in größeren stehenden Gewässern oder ruhigen
Flussabschnitten. Überall, wo Fadenfische vorkommen, gibt es
ausgeprägte Regenzeiten. Gegen Ende der Regenzeit wandern
die Männchen in überflutete Flachwassergebiete (auch etwa
Reisfelder) ein, wo sie ein Revier und das bekannte Schaumnest
errichten. Die Weibchen und die Männchen, die (noch) kein Revier
besetzen konnten, ziehen weiterhin in Schulen umher; zumindest
gilt dies für den Zwergfadenfisch (Trichogaster lalius), den ich
diesbezüglich etwas genauer im Feld untersuchen konnte.
Kleine, sehr langsam fl ießende und stark verkrautete Gewässer
sind typische Fadenfi schbiotope.
Die Fadenfische besiedeln ein Gebiet vom Indus im Westen Indi-
ens über Indochina – Thailand, Laos, Kambodscha, Vietnam, das
südliche China – und große Teile der indonesischen Inselwelt.
Das ist schon ein riesiges Verbreitungsgebiet.
Es ist nicht ganz sicher, ob alle Vorkommen natürlich sind, denn
die Östlichen Fadenfische (Trichopodus) sind beliebte Speisefi-
sche und zumindest der Gepunktete Fadenfisch (T. trichopterus)
und der Schaufelfadenfisch (T. pectoralis) sind mit Sicherheit
vom Menschen zu diesem Zweck auch in Gebieten angesiedelt
worden, wo Fadenfische ursprünglich nicht vorkamen, wie z.B.
auf Sri Lanka oder sogar in Brasilien. Diese beiden Fälle sind of-
fensichtlich, aber bei kleinräumigeren Translokationen – z.B. von Der Autor beim Fadenfischfang im überhängenden Gras eines
einer Insel Indonesiens zu einer anderen – sieht das anders aus. Teichufers.
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