Page 21 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 04/2018
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droht. Der Tequila-Kärpfling (Zoogoneticus tequila) wird derzeit in


                einem wissenschaftlich begleiteten Projekt unter Einbeziehung                                                Foto: E. Weiand
                der lokalen Bevölkerung auf die Wiederansiedlung in wiederher-
                gestellten Gewässern vorbereitet. Bei ihm ist die Zucht nicht so

                leicht wie etwa beim Ameca-Kärpfling (Ameca splendens). Von
                diesem gibt es auch nur noch wenige Exemplare in der Natur.
                  Gar keine Fische im natürlichen Biotop gibt es vom Eachamsee-

                Regenbogenfisch (Melanotaenia eachamensis). Angler setzten


                dort für sie „attraktivere“ Fische aus, die den nur im Lake Eacham
                vorkommenden Regenbogenfisch schlichtweg auffraßen. 23 Exem-    1


                plare wurden noch bei Aquarianern gefunden, aus denen inzwi-
                schen in Schauaquarien, in einem Labor am See und bei etlichen
                Aquarianern große Bestände entstanden sind. Wiedereinbürge-
                rungsprojekte sind in Vorbereitung.
                  Aber auch bei Arten, bei denen wir zuerst gar nicht daran

                denken, wird die Arterhaltung im Aquarium immer wichtiger. Das


                tri� etwa auf den Diskus zu. Bei Manaus, einem früher typischen
                Fundort, werden längst keine Exemplare mehr gefunden. Grund
                ist die Umweltverschmutzung durch Industrie und Bevölkerung.

                In Flüssen, die von Goldsuchern mit Quecksilber vergiftet wur-
                den, sind sie auch nicht mehr zu finden. Natürlich gibt es noch   2

                Wildfänge aus bislang noch halbwegs intakten Biotopen, aber
                noch vor 50 Jahren war diese Zahl viel höher.
                  Und bei Arten, die in der Natur durch den Fang gefährdet
                werden könnten, wie der Torpedobarbe (Sahyadria denisonii),
                nimmt die Nachzucht den Druck auf Wildbestände und macht
                illegale Fänge finanziell unattraktiv. Vom beliebten Blauroten Ko-



                lumbiensalmler wurden in der Natur gerade einmal zehn Exem-
                plare gefangen und lebend mitgebracht – von Aquarianern. Die
                Millionen Nachzuchten stammen von diesen paar Fischen ab. Die
                Liste ließe sich fast endlos verlängern.
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                UNSER BEITRAG

                Als Aquarianer können wir also aktiv zur Arterhaltung beitragen,
                indem wir eine dieser Arten halten und nachzüchten. Allerdings
                sind bisher nur Projekte erfolgreich, bei denen hauptamtliche Mit-
                arbeiter (Schauaquarien, Zoos, Universitäten) diese koordinieren.
                Der normale Aquarianer wäre damit überfordert. Aber mit ein
                paar Nachzuchten könnten so trotzdem Bestände geschaffen wer-

                den, auf die diese Koordinatoren im Notfall zurückgreifen können.

                UND DIE ZUCHTFORMEN?                                            4


                Bei den Zuchtformen ist die Situation zwar etwas anders, weil sie
                nicht so in der Natur vorkommen. Aber deswegen sind sie trotz-
                dem – sofern sie nicht das Wohlbefinden der Fische einschränken,   1  An der Wiederansiedlung des Tequilakärpfl ings wird

                wie Wirbelsäulenverkrümmungen oder überlange Flossen – als    bereits gearbeitet.  2  Leicht züchtbar, aber in der Natur
                Kulturgut von Interesse. Und hier ist es leider oft so, dass das   fast ausgestorben ist der Ameca-Kärpfling.  3  Alle heute



                Neue das Alte verdrängt. Und deshalb sind auch Zuchtformen    angebotenen Blauroten Kolumbiensalmler stammen von
                erhaltenswert. Hier aber sind wir Aquarianer auf uns alleine ge-  ursprünglich zehn Exemplaren ab.  4  Das Kardinälchen,

                stellt.                 Text & Fotos: Harro Hieronimus        Standardfisch im Handel, ist in der Natur fast ausgestorben.

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