Page 18 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 04/2018
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SCHWERPUNKTTHEMA
Arterhaltung
durch Zucht
Dem Artensterben ein Schnippchen schlagen
Wir hören und lesen es fast jeden Tag: Überall auf der Welt ster-
ben Arten aus. Wenn es sich um eine bestimmte Nashornart
handelt, von der nur noch zwei Weibchen existieren, geht das
weltweit durch alle Medien. Wenn es aber „nur“ ein kleiner Fisch
ist, wird es von der Weltöffentlichkeit kaum bemerkt.
Und selbst die Wissenschaftler, die mit Fischen arbeiten, fin-
den manchmal erst sehr viel später heraus, dass eine Fischart
irgendwann in den letzten Jahrzehnten ausgestorben ist. Schlim-
mer noch, es kommt sicher auch vor, dass Fischarten für immer
verschwinden, bevor sie überhaupt von der Wissenschaft oder
auch Aquarianern entdeckt worden sind.
GRÜNDE
Was sich bei uns bis in die 1970er-Jahre abgespielt hat, eine gi-
gantische Gewässerverschmutzung (die überlebenden Fische in
Rhein und Elbe waren praktisch ungenießbar), findet mit einigen
Jahrzehnten Verspätung fast genauso in vielen anderen Ländern
mit „Nachholbedarf“ in der wirtschaftlichen Entwicklung und stark
steigender Bevölkerungszahl statt. Hoher Wasserverbrauch lässt
Gewässer versiegen, starke Verschmutzung durch industrielle und
menschliche Abwässer gibt den Fischen (und natürlich auch an-
deren Wasserlebewesen, selbst Pflanzen) kaum mehr Raum zum
Überleben. Und natürlich ist der massenhafte Bau gigantischer
Staudämme auch das Todesurteil für Fischarten, die in ihrem
Lebenszyklus Wanderungen durchführen. Ein weiterer Grund ist
die weltweit sta�indende Verschleppung von invasiven Arten,
Die Torpedobarbe die Faunenverfälschung.
kommt heute fast aus- Die Aquarianer – im Süßwasserbereich gilt dies uneinge-
schließlich als Nach- schränkt – sind bis heute in keinem Fall dafür verantwortlich,
zucht in den Handel. dass eine Fischart ausgestorben oder auch nur in Gefahr dazu ist.
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