Page 31 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 03/2018
P. 31

SCHWERPUNKTTHEMA





                Fische. In dem Bereich unmittelbar vor sei -
                ner Mündung in das Meer lebten süßwas-
                sertolerante  marine  Arten.  In  einem  Ab-
                schnitt, der rund zweihundert Meter ober -
                halb der Mündung lag, entdeckte ich bach-
                aufwärts die ersten Guppys und ungefähr
                vierhundert Meter vom Meer entfernt gab
                es dann nur noch sie in einer erstaunlichen
                Populationsdichte. Bereits der erste erfolg-
                reiche Fangversuch ergab zweifelsfrei, dass
                ich  dort  wirklich  Endlerguppys  gefunden
                hatte,  denn  die  Fische  wiesen  auffallend
                kräftige, leuchtend rote, grüne und gelbe
                Farbzonen  in  ungewöhnlicher  Variations-  1
                breite und Mannigfaltigkeit auf.

                DAS HABITAT
                Die Guppys lebten dort unter wirklich ex-
                tremen Um weltbedingungen. Die Überprü-
                fung wichtiger Parameter des Wassers am
                Fundort hatte folgende Ergebnisse: Was-
                sertemperatur 34,8 °C, pH-Wert 7,6. Infol-
                ge der Vermischung des Bachwassers mit
                salzigem Meerwasser schwankte die elek-
                trische Leitfähigkeit zwischen 960 und 1100
                µS/cm. Die Belastung durch Abwässer und
                die extrem hohe Wassertemperatur hatten
                offenbar  eine  akute  Sauerstoffarmut  zur
                Folge, denn die Guppys sammelten sich in    2
                großer Menge an den Stellen im Bach, an
                denen kühleres, sauerstoffreicheres Wasser
                aus den Abwasserleitungen der Häuser in
                das Gewässer strömte.
                  Meine Suche nach Endlerguppys in der
                näheren und weiteren Umgebung von Cu-
                maná blieb ohne Erfolg, denn ich fand dort
                überall immer nur Populationen des nor-
                malen Guppys (die allerdings von Manfred
                Schartl als genetisch identisch bestimmt
                wurden). Poeser und Kempkes konnten auf
                ihrer Sammelreise, auf der sie keine Cu-
                maná-Guppys fanden, andere Populatio-
                nen nördlich und östlich von Cariaco und
                westlich von Carúpano fangen. Diese ge-     3
                langten  als  Campoma-Guppys  in  unsere
                Aquarien und wurden später als Poecilia
                wingei Poeser, Kempkes & Isbrücker, 2005   1  Wildfangmännchen des Endlerguppys mit nur unten orangerot
                beschrieben. Dazu gehören auch die Cu-    gesäumter Schwanzflosse.  2  Wildfangmännchen von Cumaná
                maná-Guppys.                             mit gelb gesäumter Schwanzflosse.  3  Zum Vergleich: ein Wildfang-
                       Text & Fotos: Wolfgang Staeck     männchen von Campona in seiner typischen Färbung.




                                                                                                                         31



       AQ2018-03_Inhalt_Buch.indb   31                                                                               10.04.2018   13:05:48
   26   27   28   29   30   31   32   33   34   35   36