Page 59 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 06/2016
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PRAXIS
Typische Schwarz-
wasserfische Asi-
ens sind die Keil-
fleckbärblinge (hier
T. espei).
Dieses Schwarz-
wasser ist deutlich
teefarben mit einer
Sichttiefe von knapp
einem Meter.
Fotos: H. Hieronimus
Neuere Forschungen scheinen zu zeigen, dass es für das Wohl-
befinden der meisten Fische aus diesen Regionen nicht lebens-
wichtig ist, bei uns im Aquarium ebenfalls in weichem Wasser
gehalten zu werden, sondern sie sich auch gut in normalem, nicht
zu hartem Leitungswasser halten und züchten lassen. Viel wichti-
ger scheint der Einfluss der Huminstoffe zu sein. Im Handel gibt
es einige Präparate, die Huminstoffe enthalten und besonders
für die Eingewöhnung von Wildfängen hilfreich sind.
Ein besonderes Kennzeichen des Schwarzwassers ist die Keim-
armut. Bakterien (Keime) haben pH-Wert-Bereiche, in denen sie
sich besonders gut vermehren können (meist knapp über pH 7).
Häufige Wasserwechsel und der eventuelle Einsatz einer UV-C-
Leuchte sind deswegen im Aquarium sinnvoll, wenn sich der pH- WEISSWASSER …
Wert nicht im deutlich sauren Bereich bewegt. … enthält große Mengen von Sedimenten und Schwebstoffen.
Echtes Schwarzwasser im Aquarium nachzuahmen, ist wegen In das eher hellbraune und nicht wirklich weiße Wasser kann
der teils geringen Sichttiefe nicht sinnvoll. Eine leichte bis deut- man etwa zehn bis 50 Zentimeter tief hineinsehen. Zwar ist die-
liche Braunfärbung ist allerdings möglich und oft erwünscht. Da ser Flusstyp (zu dem etwa der Amazonas – in Brasilien vor dem
das einfallende Licht aber durch diese Färbung gefiltert wird (vor Zusammenfluss mit dem Rio Negro Solimões genannt –, der Rio
allem Blautöne), wachsen die Pflanzen – und die Algen – in et- Branco und der Rio Madeira gehören) aufgrund seines Nährstoff-
was tieferen Bereichen ab 20 bis 30 Zentimeter nicht mehr so reichtums sehr fischreich, aber davon sieht man wegen der ge-
gut. Deswegen werden hier verstärkt Pflanzen gepflegt, die keine ringen Sichttiefe wenig. Der pH-Wert liegt zwischen 6,0 und 7,4,
hohen Lichtansprüche haben. die Leitfähigkeit kann bei mehr als 100 µS/cm liegen (vor allem
Schwarzwasser ist weltweit in den Tropen zu finden. Nicht in Restgewässern), die Härte liegt aber selten über 2 °dGH oder
nur in Südamerika, Asien und Afrika ist dieser Typ im Regenwald 2 °KH, oft ist sie auch hier kaum nachweisbar.
regelmäßig anzutreffen, sondern auch im Norden Australiens und Weißwasser wird immer als „mineralreich“ angesehen. Tat-
auf Neuguinea. Durch die teils großflächigen Abholzungen werden sächlich ist der Mineralgehalt immer noch relativ niedrig. Fische
allerdings immer mehr Sedimente in diese Bereiche eingetragen aus diesem Bereich kommen mit unserem Leitungswasser oft
und es entsteht Weißwasser. Mit teils katastrophalen Folgen für sehr gut zurecht. Wasserpflanzen gibt es hier wegen der geringen
die Fische, die diesen oft plötzlichen Wandel längst nicht alle Eindringtiefe des Lichts kaum. Im Aquarium kann man Weißwasser
gut vertragen. nicht nachahmen. Fische aus Weißwasserbereichen sind nicht
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