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Künstliche Aufzucht und Aufzucht                            cheln und das Wasser in Bewegung halten.
                          der Jungtiere                                               Inwieweit ein vorzeitiger Schlupf durch Tempe-
                                                                                      raturerhöhung Entwicklungsrisiken in sich bergen
                                  Darüber, ob es schließlich besser ist, die Jungen   kann, ist mir nicht bekannt. Der Einfluss unterschied-
                              auffressen zu lassen oder die Mutter „spucken“ zu       licher Erbrütungstemperaturen (24 °C bis 28 °C)
                              lassen, ist schon viel diskutiert und geschrieben wor-  auf die Geschlechterverteilung wird zur Zeit am Bei-
                              den. Entscheidet man sich für eine künstliche Auf-      spiel von Ophthalmotilapia nasuta „chimba“ getes-
                              zucht, ist zu bedenken, dass Maulbrütereier und         tet; um den bei dieser Art in der Regel bis zu 90-
                              -larven mit großem Dottersack bis zu einem Alter        prozentigen Männchenüberhang abzuklären. Die
                              von etwa zwei Wochen sich nicht weiterentwickeln        Aufzucht der Jungfische ist denkbar einfach. Die Jun-
                              und innerhalb kurzer Zeit sterben, wenn sie nicht       gen jeder Art sind beim Freisetzen bereits so groß,
                              hin und wieder umgeschichtet werden. Schon viele        dass sie problemlos frischgeschlüpfte Salinenkrebs-
                              Brutmaschinen wurden entwickelt, um die kauenden        chen bewältigen, welche ein ideales Aufzuchtfutter
                              Bewegungen des Muttertieres nachzuahmen. Die            besonders in den ersten Tagen und Wochen dar-
                              Palette reicht von diversen Schaukeleinrichtungen       stellen. Feingemahlenes pflanzliches Futter mit ent-
                              bis hin zu Mutters Teesieb, wo die Eier durch auf-      sprechendem Spirolina-Anteil wird ebenfalls sofort
                              steigende Blasen in ständiger Bewegung und              gefressen. Bei der künstlichen Aufzucht ist darauf
                              Schwebe gehalten werden. Die besten Ergebnisse          zu achten, dass die Fütterung erst dann einsetzt,
                              erreichte ich mit einer Schaukeleinrichtung (Jäger,     wenn die Embryonalentwicklung vollständig abge-
                              1984), bei der die Eier nur ab und zu umgeschich-       schlossen ist, d.h. der Dottersack nicht mehr zu se-
                              tet werden, was auch dem natürlichen Maulbrüten         hen ist. Mit fortschreitender Entwicklung kann man
                              am nächsten kommt. Auch sei an dieser Stelle auf        jedes Futter, wie im Abschnitt Ernährung beschrie-
                              eine permanente Wasserzirkulation hingewiesen,          ben, reichen, welches in die kleinen, stets hungri-
                              die ständig immer frisches Wasser herantranspor-        gen Mäuler hineinpasst. Wichtig allerdings ist, dass
                              tiert und damit zu einer ungestörten Entwicklung        mehrmals am Tag gefüttert und mehrmals wöchent-
                              des Embryos beiträgt. Nicht umsonst umsorgen            lich ein entsprechender Teilwasserwechsel durchge-
                              viele Substratbrüter ihren Laich, indem sie ihn befä-   führt wird. In den ersten Wochen gedeihen die
                                                                                      Jungfische nach meinen Erfahrungen in kleineren
Ein etwa sieben Zen-                                                                  Aufzuchtbecken besser als in zu großen Aquarien.
timeter großes Cyatho-                                                                Die Männchen erkennt man mit etwas Übung be-
pharynx-Männchen                                                                      reits vor der Umfärbung an den etwas längeren
beim ersten erfolgrei-                                                                Ventralen, an deren Ende sich ansatzweise ein gel-
chen „flirten“.                                                                       ber Eifleck herauszubilden beginnt. Mit etwa sechs
                                                                                      bis sieben Zentimetern Größe beginnen die
                                                                                      Männchen einiger Fadenmaulbrüter-Arten bereits
                                                                                      zu „flirten“ und ihre nun einsetzende Farbenpracht
                                                                                      lässt keinen Zweifel mehr am Geschlecht aufkom-
                                                                                      men.

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