Page 28 - Dähne Corporate Publishing - Leseprobe Gardena
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noch verzollt werden muss und Zahlungen ins Ausland   kommen in großen Kisten an, mit Holzwolle gepolstert.
                      sehr teuer und umständlich sind, werden nur Großkun-  Jeder der sieben französischen Hersteller verwendet ei-
                      den, die eine komplette LKW-Ladung kaufen können, di-  ne eigene Lackierung, die nur dem Rostschutz dient,
                      rekt beliefert. Kastner und Kress richten jedoch in Nürn-  weshalb Teer sehr beliebt ist. Das Problem der Stielbe-
                      berg in einem ehemaligen Hochbunker ein erstes Lager   festigung ist ungelöst, jeder Lieferant hat einen eigenen
                      ein, um auch kleinere Kunden beliefern zu können. Auch   Lösungsansatz.
                      der erste Angestellte wird eingestellt, es ist der Vater von   Also entschließt man sich in Nürnberg, nach Tine-
                      Werner Kress,  der  zweite  Mitarbeiter  ist  sein  Schwie-  bray in die Normandie zu fahren und direkt mit den Her-
                      gervater. Beide helfen im Vertrieb mit und packen fleißig   stellern zu sprechen, um eine wesentliche und vor al-
                      Päckchen. Statt eines Kataloges greift man auf einfa-  lem nachhaltige Verbesserung zu erreichen. Verständ-
                      ches, hektographiertes Papier zurück, um den poten-  licherweise tun sich die normannischen Geräteherstel-
                      ziellen Großhandelskunden das vertriebene Sortiment   ler schwer, als ihre deutschen Handelsvertreter ihnen
                      näher zu bringen. Im Bunker gibt es keinen Aufzug und   Vorschläge machen, wie sie die Fabrikation ändern sol-
                      der Transport über die Treppen gestaltet sich mühsam.  len. Sie sehen aber schließlich doch ein, dass es anders
                         Die erste Warenlieferung, die aus der Normandie in   nicht geht, wenn sie wirklich Erfolg auf dem deutschen
                      Nürnberg ankommt, ist eine Katastrophe. Die Geräte   Gartenmarkt haben wollen.



                      Wandel im Gartenmarkt



                      Der deutsche Gartenmarkt der 1960er-Jahre: Dieser     Konsumverhalten in der noch jungen Bundesrepublik
                      stellt sich auf der einen Seite, was den Vertrieb betrifft,   aus.
                      noch konservativ und stark alten Strukturen verhaftet   Um 1960 herum wird der Vertrieb in der grünen Bran-
                      dar. Auf der anderen Seite ändert sich die Art und Wei-  che von der Herstellerseite aus gesehen immer noch von
                      se, wie die Deutschen ihren Garten nutzen (wollen), im-  Groß- und Zwischenhändlern dominiert. Der atomisier-
                      mer mehr. Das wirkt sich auch auf das Nachfrage- und   te, meistens extrem kleinflächige Einzelhandel, oftmals






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