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Kress und Kastner 1965 in
                   der Lackieranlage von Lemar-
                   chand in der Normandie
















                   klassisch noch als „Laden“ geführt, wird vom Produzen-  Gartennutzung hat um das Jahr 1960 ja noch eine recht
                   ten nicht direkt beliefert, sondern vom Zwischen- und   kurze Geschichte und eigentlich erst zwei Epochen er-
                   Großhandel.  Das  Rabattsystem  der  Hersteller  sieht  je   lebt. Die erste beginnt 1882 mit den „Arme-Leute-Gär-
                   nach Artikel einen Grundrabatt von 30 beziehungswei-  ten“ dort, wo man aus steinigen Gärten mühsam ern-
                   se 33 1/3 Prozent vor. Dazu kommen Mengenrabatte.   tet. Namensgeber für diese Gärten ist der Leipziger Arzt
                   Und:  Großhändler  erhalten  noch  einmal  zusätzlich  20   Moritz Schreber. Bei der Gartenarbeit wird das Kreuz
                   Prozent Großhandelsrabatt. Und genau hier liegt das   krumm, die Harken sind Hände und für Hilfsmittel gibt
                   Problem: In Süddeutschland hat es sich, im Gegensatz   es keine Gedanken und erst recht kein Geld. Nach dem
                   zu Nord- und Westdeutschland, eingebürgert, dass die   Zweiten Weltkrieg dient dann der Garten schließlich als
                   Großhändler auch selber Einzelhändler sind, weshalb die   Aufbesserung der Lebensmittelkarten und als Eldorado
                   Gefahr des Preisverfalls hier besonders groß ist. Denn   für Kaninchenfutter.
                   der Großhandelsrabatt verführt dazu, diesen Rabatt we-  Doch das ändert sich um 1960. Zwar steht noch der
                   nigstens teilweise an den (eigenen) Einzelhandel weiter-  Nutzaspekt des Gartens im Vordergrund, wenn Deut-
                   zureichen und somit Ware billiger als der Wettbewerber   sche draußen tätig sind, und der eigene Anbau von Obst
                   anzubieten. Das hat sich so bewährt und scheint auf   und Gemüse ist immer noch wichtig, doch gleichzeitig
                   Ewigkeit in Stein gemeißelt zu sein.               gewinnt der Freizeitwert der eigenen grünen Parzelle im-
                      Im  Gegensatz  dazu  ändert  der  deutsche  Garten-  mer mehr an Bedeutung. Entspannung, „dolce far nien-
                   freund langsam seine Einstellung zu dem Stück Land,   te“ ist angesagt – auch und gerade im Garten. Hobby-
                   das er bewirtschaftet. Die private, (klein-)bürgerliche   und Ziergärten kommen immer mehr in Mode.






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