Page 49 - terraristik Ausgabe 3/2015
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             Nach einem beschwerlichen Weg ist der
             kleine Bergsee schließlich erreicht.








                                  Die Männchen tragen die Eier bis
                                   zum Schlupf auf dem Rücken –
                                      daher der Name der Kröte.





           unter Steinen oder in Felsspalten versteckt. Erst in der Däm-  schwerlicher Weg liegt vor uns. In der Vegetation wechseln
           merung und nachts kommen sie aus ihrem Versteck hervor,   sich Johannisbrot und Pinien ab, der Weg wird zum Dickicht
           um  auf  Beutesuche  zu  gehen  und  nach  kleinen  Insekten   und wir dringen immer tiefer in einen Olivenwald vor, dessen
           Ausschau zu halten.                                     Bäume wohl von über tausend Jahren Geschichte erzählen
              Die Männchen der Geburtshelferkröten tragen die Eier bis   könnten: von Römern und Arabern, Piraten und Sklaven. Dann
           zum Schlupf der Larven (die „Geburt“) mit sich herum, was   taucht die Finca auf. Nach kurzer Rast geht es weiter, durch
           den Tieren ihren deutschen Namen gab: Direkt nach der   einen Steineichenwald steil bergan – weitere zwei Stunden
           Laichabgabe durch das Weibchen wickelt sich das Männ-   lang. Auf diesen Gebirgspfaden transportierte man einst Oli-
           chen die elastischen Eischnüre um die Hinterbeine. Am En-  ven, Eisblöcke und Schmuggelgut auf Eseln.
           de der Entwicklungszeit werden weit entwickelte Larven im   Nebel zieht auf, und ich beginne zu zweifeln, ob wir unser
           Wasser abgesetzt. Die sehr geringe Reproduktionsrate – sie   Ziel heute noch erreichen. Es ist kalt und feucht, der Niesel-
           legt im Gegensatz zu den anderen europäischen Frosch-   regen macht das Gehen schwer. Der Blick nach unten über
           lurcharten nur sechs bis 20 Eier – ist für den Erhalt der Art   die Baumwipfel hinweg gibt die Sicht aufs Meer frei. Die Wit-
           offenbar zu wenig.                                      terung wechselt von Regen mit Nebel zu zeitweilig klarer
                                                                   Sicht und Sonnenschein. So ist das Klima auf Mallorca: In
           Im Verbreitungsgebiet                                   den Bergen kann es schneien, im Süden scheint die Sonne
                                                                   und im Norden regnet es – alles am selben Tag.
           Es ist früher Morgen Anfang März, die Mandelblüte zeigt sich   Wir verlassen nun den Eselspfad und passieren einen
           von ihrer schönsten Seite, der Morgentau liegt noch auf den   Steilhang. Bald erreichen wir eine überhängende Felswand,
           Blüten. Unsere Fahrt geht zu einer uralten Finca im Tramun-  die ein wenig Schutz vor dem Nieselregen bietet. Mein Blick
           tana-Gebirge. Vom kleinen Parkplatz neben einer Bergstraße   fällt auf den kleinen Bergteich, in dem sich jetzt wieder die
           nahe Banyalbufar müssen wir zu Fuß weiter. Ein überaus be-  Sonne spiegelt. „Machen wir eine Pause?“, frage ich meinen





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