Page 54 - terraristik Ausgabe 2/2014
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Die Dschungelnymphe
Text und Fotos: Timm Adam
Malaiische Riesengespenstschrecken sind toll an zuschauende Insekten mit
interessantem Verhalten. Die sehr großen und kräftigen Gespenstschrecken der Art
Heteropteryx dilatata werden seit vielen Jahren im Terrarium gepflegt. Sie zählen
zu den größten und schwersten Insekten der Erde.
Weibchen werden in meinem Zuchtstamm bis 18 Zentime- Geduld: Bis die Weibchen erwachsen sind, vergeht bei der
ter lang und deutlich über 50 Gramm schwer. Durch die in- Pflege bei Zimmertemperatur etwa ein Jahr und die Eier, wel-
tensiv grüne Färbung der Weibchen, ihre beeindruckende che die Weibchen dann ablegen, benötigen mindestens neun
Größe und ihr bizarr-schönes Äußeres sind es einfach toll Monate bis zum Schlupf. Für ihre Geduld werden Gespenst-
anzuschauende Insekten, an denen ich persönlich auch nach schreckenpfleger dann aber mit einer für Insekten außerge-
rund 17 Jahren der Pflege immer noch großen Spaß habe. wöhnlich langen Lebensdauer (bei den Weibchen) belohnt:
Dabei sind Heteropteryx dilatata durchaus auch für Anfän- An diesen Tieren hat man nach der letzten Häutung manch-
ger in der Pflege von Gespenstschrecken geeignet. Das einzig mal noch ein ganzes Jahr Freude.
Anspruchsvolle ist hier das „Durchhalten“ oder eine gewisse
Besonderheiten
Aus den großen und recht trockenen Kotpillen wird in den
Herkunftsgebieten offenbar Tee gebrüht, der gegen verschie-
dene körperliche Beschwerden beim Menschen helfen soll,
wie zum Beispiel Durchfallerkrankungen. Dazu werden die
Tiere auch im Terrarium gehalten und gezielt mit bestimmten
Futterpflanzen wie etwa Guave gefüttert.
Der Rekord für das schwerste Insekt der Welt bezogen auf
das letzte Stadium könnte auch durch die Malaiische Riesen-
gespenstschrecke angekratzt werden. An vielen Stellen im
Internet wird immer wieder ein großes Weibchen von einer
Weta-Art (Deinacrida heteracantha) aus Neuseeland mit 71
Gramm als schwerstes Insekt genannt. Da Weibchen von He-
teropteryx in der Natur meist wesentlich größer und schwerer
werden als die Tiere im Terrarium, ist es nicht ganz unwahr-
scheinlich, dass ein trächtiges Tier schwerer als die zitierten
71 Gramm wird.
Die Dschungelnymphe zeigt ein paar Tricks zur Verteidigung
bei Störung durch vermeintliche Fressfeinde. Zum einen rei-
ben sie die Flügel aneinander und es entsteht ein knisterndes
Geräusch, welches Angreifer erschrecken soll. Zweitens sprei-
zen diese Gespenstschrecken manchmal die Hinterbeine weit
ab und schlagen sie bei erneuter Störung fest zusammen. Die
harten Stacheln spüren auch erwachsene Menschen deutlich.
Meist sind die Tiere aber ruhig und lassen sich auch auf
die Hand nehmen. Die Männchen können mit ihren Flügeln
keine Geräusche machen, zeigen dafür die größeren, rosarot
gefärbten Hinterflügel aufgefächert bei der Drohstellung. Jün-
Kopfstudie eines Weibchens: Da wird einem sofort klar, woher sich
die Entwickler von Science-Fiction-Figuren ihre Anregungen holen. gere Stadien und auch die erwachsenen Männchen lassen
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