Page 61 - diy Fachmagazin Ausgabe 07/2022
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chisch ou „nicht“ und topos „Ort“   in Lennestadt wiedereröffnet,   „Jeder Kremer-Standort soll   Bäume können nicht gepflanzt
             gebildet – so etwas wie eine po-  und zwar mit dem neuen Kon-  einzigartig sein, aber jeder soll   werden, weil das vor zwölf Jah-
             sitive, ideale Zukunftsvision. Die   zept des Naturgartencenters   ein Naturgartencenter sein“, be-  ren hier errichtete Gartencenter
             gibt es jetzt also auch für die   samt angeschlossenem Gar-  schreibt Alexander Kremer dage-  auf dem Gelände eines ehemali-
             grüne Branche unter dem un-  tenmuseum. Knapp zwei Jahre   gen das Narrativ seines alterna-  gen RWE-Betriebshofs mit einer
             übersehbaren Motto an der Fas-  später hat er in Remscheid   tiven Ansatzes, für das jeweilige   Tiefgarage im Untergrund steht.
             sade: „Mensch & Pflanze“.  schon wieder eine Neueröff-  Einzugsgebiet etwas Besonde-  Eine belgische Baumschule hat
               Mit der Zuschreibung „visi-  nung hingelegt, dabei aber das   res zu schaffen. Das ist die Klam-  die Lösung gebracht: ausge-
             onär“ muss man seit Helmut   Konzept aus Lennestadt nicht   mer: „Aus allen soll ein einzigar-  wachsene Bäume mit speziell
             Schmidt, der meinte, dass, wer   einfach kopiert. Das wird auch   tiges kleines grünes Ausflugsziel   gesicherten und zu pflegenden
             Visionen hat, zum Arzt müsse,   bei den anstehenden Umbauten   werden.“          Wurzelballen. Noch mehreren
             vielleicht etwas vorsichtig sein.   der beiden Standorte in Gum-  In Remscheid setzt das Ge-  solcher Wurzelballenbäume be-
             So auch hier. Alexander Kremer   mersbach und Lüdenscheid so   fühl, einen kleinen Ausflug ins   gegnen die Besucherinnen und
             ist Realist und Geschäftsmann,   sein, kündigt er an. Das Erfolgs-  Grüne zu machen, schon vor   Besucher im gesamten Garten-
                                                                                              center.
                                                                                                 Wie schon in Lennestadt will
                                                                                              Alexander Kremer seine Garten-
                                                                                              center auch dazu nutzen, den
                                                                                              Leuten etwas über die Natur,
                                                                                              über Pflanzen, kurz: über das,
                                                                                              was der grünen Branche ihre
                                                                                              Existenzberechtigung gibt, bei-
                                                                                              zubringen. Unterhalten und un-
                                                                                              terrichten – und so auch etwas
                                                                                              verkaufen, weil man langfristig
                                                                                              relevant bleibt: Das ist die Idee.
                                                                                                 Die  unterhaltsame  Unter-
                                                                                              richtung ist in einen Parcours
                                                                                              mit zehn Stationen verpackt,
                                                                                              die auf Tafeln, mit Schaustücken
                                                                                              und Lernspielen jede Menge In-
                                                                                              formationen bieten. Schon vor
                                                                                              dem Eingang geht es mit Station
                                                                                              1 los. Hier steht, teilweise auch
                                                                                              auf der für Veranstaltungen
                                                                                              überdachten Palettenbühne,
             Auch Wohnen mit Pflanzen ist ein Thema für Grüntopia.
                                                                                              das für den Standort Remscheid
             aber eben einer, der mit seinem   rezept der Ketten, ein einmal für   dem Eingang ein.  Die  früher   maßgebliche Thema Urban Gar-
             Familienunternehmen in die Zu-  gut befundenes Konzept so oft   einmal einfach grün verkleidete   dening im Mittelpunkt.
             kunft blickt. „Meine Frage ist im-  wie möglich zu multiplizieren,   Fassade ist jetzt verspiegelt, so   Wie sich das für eine or-
             mer: Was passiert, wenn nichts   taugt nicht für eine inhaberge-  dass sich die Bäume gegenüber   dentliche Utopie gehört, sind
             passiert“, sagt er, wenn er erklä-  führte Mini-Kette, befindet er,   darin spiegeln können – und die   alle Stationen mit dem „Grün-
             ren soll, warum er in das gut lau-  auch wenn einige Elemente   Sträucher, die auf dem fünfstö-  topia-Manifest“ verbunden. Für
             fende Geschäftsmodell seiner vier   des Ladenlayouts, die Holzver-  ckigen Gerüst stehen, das vor   das Gärtnern in der Stadt lautet
             Gartencenter so massiv eingreift,   kleidung und insbesondere das   der Fassade steht.  es: „Hole Dir die Natur zurück
             statt einfach nur die Gebäude ein   Beleuchtungskonzept per natür-  Mindestens genauso auf-  in die Stadt!“ Weitere Stationen
             bisschen zu modernisieren.  licher Lichtspots statt Dauerbe-  fällig: Vor dem Eingang steht   sind beispielsweise ein Baum-
               Erst im April 2020 hatte er   leuchtung aus Lennestadt über-  ein richtiger kleiner Wald – und   haus („Beeindruckend, was die
             den Neubau des Stammhauses   nommen wurden.           zwar auf dem Asphalt. Denn die   Natur alles kann“), das mit einer

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