Page 59 - diy Fachmagazin Ausgabe 03/2022
P. 59

rade und ehrlich, und das muss
                                                                                              auch so sein.“
                                                                                                 Muss es? Schließlich geht
                                                                                              es bei einem Unternehmen ums
                                                                                              Geld-Verdienen und will der
                                                                                              Compo-Eigner Duke Street Ge-


                                                                    Österreich düngt wienerisch


                                                                    Ein wichtiger Meilenstein in Sachen dezentraler Produktion ist
                                                                    den Münsteranern in Österreich gelungen, genauer gesagt in der
             CEO Stephan Engster führt die Compo-Gruppe seit 2016.  Hauptstadt Wien. Mit der Stadtverwaltung ist vereinbart, dass
                                                                    Compo das gesamte Schnittgut bekommt, das bei der Pflege der
             ben Bio-Produkte im Markt für   Denn durch die Reduzierung
             Erden, Dünger, Rasenpflege und   langer Transportwege der Roh-  Grünflächen anfällt. Dafür hat das Unternehmen dort eine eigene
                                                                    Anlage zur Erdenproduktion errichtet, in der es den Grünkompost
             Pflanzenschutz inzwischen ei-  stoffe zum Werk und der fertigen
             nen Umsatzanteil von rund 30   Produkte zum Kunden lassen   verarbeitet. „Das macht kein anderer“, begeistert sich Engster.
             Prozent, hat die unternehmens-  sich hohe CO -Einsparungen rea-  „Darauf sind wir stolz.“
                                                  2
             eigene Marktforschung ermittelt.   lisieren – etwas, was der Handel
             Deutschland beispielsweise liegt   verlangt, der seinerseits seinen   Bei den Düngerflaschen er-  winne sehen. Da kann man sich
             dabei im europäischen Schnitt,   CO -Footprint  reduzieren  will.   reicht Compo seit drei Jahren   schon die Fragen stellen, die
                                          2
             Spanien etwa liegt darunter. In   Deshalb gibt er zum Beispiel vor,   eine Recyclat-Quote von 90 Pro-  Engster selbst stellt: „Ist Bio teu-
             Frankreich ist der Anteil deswe-  dass Erden, ob nun mit Torf oder   zent. Warum nicht 100 Prozent?   rer? Ja. Kann man das kompen-
             gen höher, weil dort viel im Seg-  ohne, regional produziert wer-  Wegen der „absoluten Transpa-  sieren? Teilweise. Ist Nachhaltig-
             ment Pflanzenschutz verkauft   den, das heißt mit Rohstoffen,   renz“, sagt Engster, und die be-  keit also ein Kostentreiber? Ja.“
             wird und Bio-Produkte wegen   die höchstens 300 km weit zu   sagt in diesem Fall: Die Flaschen   Wo bleiben hier also Balance
             geänderter Gesetze gerade stark   den eigenen Erdenwerken oder   beispielsweise der 2020 einge-  und Augenmaß beim Unterneh-
             aufholen. „Der Anteil wird euro-  den Co-Packern angekarrt wer-  führten Ökobalance-Linie beste-  mensziel Nachhaltigkeit? Ste-
             paweit auf über 50 Prozent stei-  den. „Durch die konsequente Re-  hen komplett aus Recyclat, aber   phan Engster sieht es so: „Nach-
             gen“, ist sich Engster sicher. „Bio   gionalisierungsstrategie gelingt   die Kappe lässt sich aus techni-  haltigkeit ist auch ein enormer
             wird das neue Normal.“     es uns nicht nur, diesen Ver-  schen Gründen nur aus neuer   Werttreiber – nicht nur für das
               Was bei der Beschäftigung   pflichtungen nachzukommen,   Rohware fertigen. Also wird das   Produkt, die Mitarbeiter und das
             mit Bio nicht vergessen werden   sondern sie in der Regel sogar   auch so angegeben. „Compo“,   Unternehmen, sondern vor allem
             sollte: Das Thema Nachhaltig-  deutlich zu unterschreiten“, be-  sagt Engster, „ist immer sehr ge-  für die gesamte Branche.“   n
             keit ist bei Weitem nicht nur auf   tont Engster.
             die  Bio-Sortimente  begrenzt,   Ebenfalls nicht auf die Bio-
             sondern betrifft das gesamte   Sortimente  begrenzt  ist  das
             Wirtschaften im Unternehmen.   Thema Verpackungen. Schon
             Deshalb ist man bei Compo bei-  zweimal wurde das Unterneh-
             spielsweise auch so stolz auf   men mit dem Deutschen Nach-
             die Kooperation mit Reterra, ei-  haltigkeitspreis im Bereich Ver-
             nem führenden Spezialisten für   packungen ausgezeichnet. Denn
             biologische Rohstoffe. Mit ihm   bei den Folien für die Substrate
             lässt sich auch die dezentrale   arbeitet Compo durchgängig mit
             Produktion etwa von Kompost   Material, das mindestens zu 60
             besser bewerkstelligen – eine   Prozent aus Recyclat besteht, bei
             Strategie, die Compo ebenfalls   den Bio-Produkten sind es 80   Auch der Klassiker Compo Sana wird stetig weiterentwickelt. Die seit
             schon seit langem fährt und die   Prozent. Generell recyclingfähig   Jahren RPP-zertifizierten torfhaltigen Erden bestehen künftig zu über
             sich heute auszahlt.       sind alle Folien.          50 Prozent aus nachhaltigen Rohstoffen.

             diy 3|2022                                                                                              59




       DIY2022-03_Buch.indb   59                                                                                02.03.2022   09:35:42
   54   55   56   57   58   59   60   61   62   63   64