Page 28 - diy Fachmagazin Ausgabe 01/2022

Industrie Lieferkettengesetz

Unternehmen sind

jetzt gefordert

Am 25. Juni 2021 hat der Bundesrat ein neues Lieferkettengesetz Und genau das ist vielen die­

gebilligt. Im Interview spricht Heike Möller von hmh consulting ser KMUs nicht wirklich klar.
Unterschätzt wird außerdem
darüber, was das für Unternehmen und Endkunden bedeutet die Zeit, die für die Erbringung
und welche Ziele damit verfolgt werden. der Nachweise benötigt wird.
Entsprechende Zertifizierungen
Warum kommt das Gesetz jetzt? Es wird auf die sozialen Aspekte also kleinere und mittlere Unter­ liegen häufig nicht vor. Alleine
geachtet, die aus den ILO­Kern­ nehmen. Für die Dokumentation die Risikoermittlung, Bewer­
Drei Jahre hatten deutsche Un­ normen bekannt sind. ILO ist der Lieferkette wird jedoch jede tung und das Einsammeln der
ternehmen Zeit, freiwillig ihre Lie­ eine internationale Arbeitsorga­ Einkaufsabteilung von ihren Lie­ Nachweise, was an erster Stelle
ferketten auf soziale Missstände nisation. Deren Grundprinzipien feranten Nachweise erwarten, steht, benötigt bei vielen schon
zu prüfen. Natürlich haben ei­ sind zum Beispiel Ablehnung von also auch von jedem KMU. Als Zeit. Da sind schnell sechs bis
nige große Unternehmen ent­ Kinderarbeit und Sklavenarbeit Auskunft wird dann auch nicht neun Monate vergangen, bis
sprechende Dokumentationen sowie Diskriminierung und die reichen: „Wir waren dort, da man alles zusammen hat. Jedes
veröffentlicht, aber leider waren Stärkung von Mitbestimmung sieht alles gut aus.“ Nein, man seriös arbeitende Unternehmen immer dabei
das Einzelfälle. Daher hat die Re­ und fairen Löhnen. Aber auch wird Auditergebnisse oder Zer­ sollte also jetzt starten, wenn es
gierung reagiert und ein Gesetz Umweltkriterien, die in einem di­ tifizierungen vorlegen müssen. 2023 bei seinen Kunden Nach­
eingeführt, sich der sozialen Ver­ rekten Bezug zu den Mitarbeitern Alles muss nachweisbar sein. weise abgeben muss.
antwortung zu stellen und dazu stehen, werden herangezogen. Das neue Abo: Print - Digital - Online
jährlich Berichte abzugeben. Die­ Dabei handelt es sich beispiels­
ses trägt offiziell den Namen Lie­ weise um Nutzung und Lagerung
Heike Möller arbeitete mehr als 25 Jahre im Einkauf für verschie-
ferkettensorgfaltspflichtengesetz. von Chemikalien, Abfallmanage­ dene Einzel- und Großhandelsunternehmen und wurde schließlich
ment oder auch Trinkwasserquali­ Marketingkoordinatorin bei einem Zulieferer. In dieser Position be-
Was sieht die neue Rechts- tät. Am Ende wird alles ausgewer­ arbeitete sie Audits für Sozialstandards. Heute hilft die Beraterin Lesen Sie –
sprechung konkret vor? tet, jährlich ein Bericht erstellt. Aus besonders kleinen und mittleren Unternehmen, zu einer sozialver- wo, wann und
träglichen Lieferkette zu kommen – von der Analyse und Risikobe-
diesem gehen die Ist­Situation wertung der bestehenden Lieferkette, der Vorbereitung von Produ-
Im ersten Schritt sind ab 2023 hervor sowie Maßnahmen, um zenten auf Audits und, auf Wunsch, bis zur Begleitung von Kontroll- wie Sie wollen!
besuchen vor Ort.
Unternehmen mit mehr als 3.000 Missstände zu verbessern. Des
Mitarbeitern verpflichtet und haf­ Weiteren muss ein Verfahren ein­
ten dafür, dass keine menschen­ geführt werden, das Arbeitern in
rechtswidrigen Produktions­ und der Lieferkette eine Beschwerde­
Arbeitsbedingungen in ihrer kom­ möglichkeit gibt.
pletten Lieferkette, also auch bei
Vorlieferanten, herrschen. Ab Wie ist die Situation in der
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Sandra Schwald
s.schwald@daehne.de
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Tel. 07243/575-144
Einzelhandelsunternehmen. Tel. 07243/575-144
Alle Einkaufsabteilungen werden Denn viele zuliefernde Unter­
jetzt ihre Lieferkette überprüfen. nehmen sind eigentlich KMUs,

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