Page 41 - CaridinaAusgabe 3/2021
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KoMpLETTE BESTaNdS- Steinige Bäche mag Austropotamobi-
aUFnahme us torrentium besonders.
Im Rahmen einer Brü ckener neu e rung
am letzten bekannten Steinkrebsbach gering eingeschä tzt. Somit wird die
in NRW wurden neben Maßnah- Foto: Christoph Leeb – CC BY-SA 3.0 festgestellte Bestandsdichte weit-
men gegen eine Ü bertragung der gehend der tatsä chlichen entspre-
Krebspest auch eine Umsiedlung chen. Im konkreten Fall sind diese
der Steinkrebse aus dem Baustellen- Zahlen sehr hilfreich, da aus diesem
bereich in unbeeinflusste Bereiche Bestand jä hrlich Tiere zur Nachzucht
vorgeschrieben. Dazu erfolgten in entnommen werden, diese Entnah-
dem ca. 25 m langen Baustellenbe- me den Bestand aber auf keinen Fall
reich vier Fangaktionen innerhalb von schwä chen darf.
14 Tagen. Um eine Rü ckwanderung Das Hochrechnen auf das ge-
der Tiere zu verhindern, wurden samte Verbreitungsareal oder die
Versteckmö glichkeiten vor allem in Ü bertragung auf andere Stein-
Form von grö ßeren Steinen aus dem krebsgewä sser ist aber nicht ohne
Bereich entnommen und in mindes- Weiteres mö glich, da die Gewä s-
tens 50 Meter Entfernung von der serstruktur als wichtiger Faktor fü r
Entnahmestelle wieder ins Gewä sser die Bestandsdichte zu beachten ist.
eingebracht und dort auch die Stein- So lag in diesem Bereich eine fü r den
krebse zurü ckgesetzt. Steinkrebs gute Gewä sserstruktur vor,
Mit 111 entnommenen Steinkreb- Ö sterreich ermittelt wurden (mü ndl. Mit- die aber so nicht auf der gesamten
sen ü berstieg die Gesamtzahl deutlich die teilung D. Latzer, LFV Salzburg). Eine Dich- besiedelten Gewä sserstrecke zu finden ist.
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vorher geschä tzte Anzahl von 30 bis 50 Tie- te von zehn Tieren/m , wie sie fü r manche Noch schwieriger ist die Ü bertragung
ren. Die Dichte von 4,4 Tieren pro Meter amerikanischen Arten beschrieben wird, auf andere Gewä sser, da hier neben der
bzw. 3,0 Tieren pro Quadratmeter war so erreicht der Steinkrebs aber wohl nicht. Gewä sserstruktur noch weitere Einfluss-
nicht erwartet worden und ist unter Ein- Aufgrund der guten Bedingungen ist faktoren wie hydraulische Belastung, Nie-
beziehung der schwieriger zu fangenden mit Ausnahme der Sö mmerlinge von ei- drigwasserabfluss oder Prä datoren die
Sö mmerlinge noch hö her anzusetzen. Die ner hohen Fangquote von ü ber 90 Pro- Bestandsdichte beeinflussen kö nnen.
Dichte liegt etwas ü ber den Werten von 2,5 zent auszugehen. Auch wird die Anzahl
bis 3,3 Tieren pro Meter Bachlauf, die in der ab- und zugewanderten Tiere als Text: Harald Gross
Foto: Misa.stefanovic.07 – CC BY-SA 4.0 KLEINSTEr fLUSSKrEBS
Der Steinkrebs (Austropotamobius
torrentium) gilt als kleinste euro-
päische Flusskrebsart. Bäche oder
Seen, in denen er lebt, müssen frei
von organischer und chemischer
Verschmutzung, insbesondere
Insektiziden sein. Fast überall im
Verbreitungsgebiet ist er bedroht.
Er leidet unter Schwemmstoffen,
die von angrenzenden landwirt-
scha�lichen Flächen eingetragen
werden und seine Wohnhöhlen
mit Sediment anfüllen. Außerdem
wird er durch die Krebspest und
vor allem den Signalkrebs (Paci-
fastacus leniusculus) bedroht.
Steinkrebs im natürlichen Habitat.
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