Page 36 - Caridina Ausgabe 4/2018
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GARNELE, KREBS & CO.
Foto: Stev Kolditz Ein Tier von Stev Kolditz mit hellen Augen.
zige Unterschied zum Auge der normal-
äugigen Garnele ist das Fehlen des intra-
ommatidialen Sehpigments Melanin bei
den OE-Garnelen.
Vereinzelt konnten wir noch Reste der
Pigmentzellen nachweisen, allerdings ohne
Funktion. Dieses Pigment funktioniert im
Garnelenauge als Abschirmung der Licht-
einstrahlung zwischen den einzelnen Om -
matidien (Einzelaugen), sodass das einfal -
lende Licht nicht zwischen allen Omma-
tidien verteilt wird, wodurch ein klares,
scharfes Bild entsteht. Dieses Pigment hat
aber mit den humanen Sehpigmenten der
Netzhaut nichts gemein in seiner Funktion
und dient tatsächlich nur als „Trennwand“.
NACHTEIL WIRD ZUM VORTEIL
Fällt nun bei Tag viel Licht in die Augen
der OE-Garnelen, führt dies zu einem Licht -
überschuss in allen Ommatidien gleich-
zeitig, wodurch Strukturen für die Garne-
len nicht mehr scharf zu erkennen sind.
Ihre Sehfähigkeit tagsüber entspricht un-
gefähr unserer bei Dämmerlicht.
Genau dieser Nachteil wird ihnen aber
bei Nacht bzw. Dunkelheit zum Vorteil:
Durch das fehlende Pigment ist die Licht-
ausbeute deutlich besser, wodurch sie in
der Dunkelheit sehr gut sehen können.
Garnelen besitzen sogenannte Spiegel-
Superpositionsaugen, was bedeutet, dass
Eine „Yellow King Kong“ von Tina Benneker mit hellen Augen. sie ihre Augen durch Wanderung der Seh-
pigmente an bestimmte Lichtver hältnis-
se anpassen können. Den OE-Gar nelen
Fotos: Dr. Janosch Dietz, Laboklin lich die Anpassung an helle Lichtver hält-
OE
normal
fehlt durch das fehlende Pigment ledig-
nisse, die Anpassung an geringe Licht ver-
hältnisse ist uneingeschränkt.
Ob man nun diese Variante züchten
möchte oder nicht, muss jeder allein ent-
scheiden. Und die Frage, ob es eine Qual
ist, bei gewissen Lichtverhältnissen nicht
optimal scharf zu sehen, muss jedermann
für sich selbst beantworten. Ich fühle mich
auf jeden Fall nicht gequält.
Text: Melanie Kirchbeck,
Histologische Schnitte durchs Garnelenauge. Fotos: Chris Lukhaup
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