Page 34 - caridina 3/2017
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REPORTAGE





































            Links: Cherax-    nem anderen kleinen Zufluss. Im klaren Wasser unter   AUFFÄLLIG GEFÄRBT

            boesemani-Weib-   einer Wurzel schimmerte etwas pink-lila und ich war   Von den Seen aus ging es etwas weiter nordostwärts,
            chen aus einem    mir ziemlich sicher, ein Männchen von C. boesemani   um zu sehen, was noch für verborgene Schönheiten

            Zufluss der Seen.
                              gefunden zu haben.                             auf uns warteten. Nach etlichen Wegzöllen erreichten
                                 Im weichen Bodengrund, der schnell aufgewühlt ist,   wir ein freundlicher gesinntes Dorf und konnten sogar
            Rechts: Nördlich

            der Ajama ruseen   musste ich mich ganz langsam und mit beiden Händen   in der Mitte des Ortes in einem klaren und schnell-


            sind die Cherax   vorarbeiten. Diese Krebse sind schnelle Schwimmer   fließenden Bach nach Krebstieren Ausschau halten.
            boesemani deutlich   und bei einer falschen Handbewegung sind sie ganz   Natürlich war auch hier nach kurzer Zeit fast das ge-

            anders gefärbt.   verschwunden. Auch sind die kräftigen Scheren nicht   samte Dorf am Start, um zu sehen, was wir da trieben.

                              ohne, wenn sie an einer empfindlichen Stelle zugreifen.  Die Cherax-Männchen und -Weibchen, die wir hier
                                 Nach 20 Minuten intensiver Suche hatte ich eine   in der dichten Ufervegetation fangen konnten, wa-



                              kleine Gruppe Krebse für wissenschaftliche Zwecke in   ren gleich grünlich-blau gefärbt mit einem auffällig

                              der Tasche. Interessant war, dass an diesem Standort   orangen Schwanzfächer, blauen Beinen und Scheren,
                              nur die Männchen die pink-lila Scheren hatten, die   auch das C. boesemani. Im Allgemeinen haben die

                              Weibchen hingegen alle blaue Scheren.          kleineren, klaren Gewässer auf der Vogelkopfhalbinsel

                                 C. boesemani ist in und um die Seen weit verbrei-  eine Temperatur von 24 bis 26 °C, einen Leitwert von
                              tet, wobei etliche Standortvarianten ausgebildet wur-  200 bis 300 µS und einen pH-Wert von 7,0 bis 7,8.
                              den. Bemerkenswert ist auch, dass ich fast nur junge   Der Sauerstoffgehalt ist relativ hoch und der Bo-


                              und halbwüchsige Tiere fangen konnte. An den Seen   dengrund besteht hauptsächlich aus Kalkstein, Sand

                              werden die Krebse von den Einheimischen als Prote-  und Kies. Wasserpflanzen sind ebenfalls vorhanden,
                              inquelle genutzt, sodass große, adulte Tiere entweder   vor allem Vallisneria cf. natans und ein feinfiedriges

                              im Kochtopf landen oder für den Export in unsere   Kraut, das aussieht wie Myriophyllum.
                              Aquarien gedacht sind. Laut Erzählungen der Alten im   Von hier aus fuhren wir wieder westwärts auf der
                              Dorf sollen adulte Krebse 15-20 cm groß werden. Sol-  Straße nach Sorong, wo wir ca. 30 km von den Seen

                              che Exemplare findet man aber nur noch sehr selten.  an einer Quelle haltmachten. Auch hier war das Was-
                                 Auf dem steinigen Bodengrund, oft in Ansamm-  ser glasklar und zwischen dem löchrigen Kalkgestein

                              lungen von Laub, konnte ich auch eine Caridina-Art   fanden wir tatsächlich auch einen C. boesemani, der
                              fangen. Meist sind diese Garnelen transparent, aber   blaue Beine und schön rot gefärbte Scheren hatte.

                              es gibt auch blaue oder braune Exemplare. Bisher sind   Nach diesem Abenteuer machten wir uns auf in
                              aus den Seen noch keine Garnelen beschrieben, es ist   Richtung Teminabuan, wo die schönsten aller Krebse
                              also sehr wahrscheinlich, dass es sich auch hier um   vorkommen sollen…
                              eine neue Art handelt.                                            Text � Fotos: Chris Lukhau�




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       GT2015-02_Inhalt_Buch.indb   34                                                                               05.07.2017   17:21:05
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