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REPORTAGE
Links: Cherax- nem anderen kleinen Zufluss. Im klaren Wasser unter AUFFÄLLIG GEFÄRBT
boesemani-Weib- einer Wurzel schimmerte etwas pink-lila und ich war Von den Seen aus ging es etwas weiter nordostwärts,
chen aus einem mir ziemlich sicher, ein Männchen von C. boesemani um zu sehen, was noch für verborgene Schönheiten
Zufluss der Seen.
gefunden zu haben. auf uns warteten. Nach etlichen Wegzöllen erreichten
Im weichen Bodengrund, der schnell aufgewühlt ist, wir ein freundlicher gesinntes Dorf und konnten sogar
Rechts: Nördlich
der Ajama ruseen musste ich mich ganz langsam und mit beiden Händen in der Mitte des Ortes in einem klaren und schnell-
sind die Cherax vorarbeiten. Diese Krebse sind schnelle Schwimmer fließenden Bach nach Krebstieren Ausschau halten.
boesemani deutlich und bei einer falschen Handbewegung sind sie ganz Natürlich war auch hier nach kurzer Zeit fast das ge-
anders gefärbt. verschwunden. Auch sind die kräftigen Scheren nicht samte Dorf am Start, um zu sehen, was wir da trieben.
ohne, wenn sie an einer empfindlichen Stelle zugreifen. Die Cherax-Männchen und -Weibchen, die wir hier
Nach 20 Minuten intensiver Suche hatte ich eine in der dichten Ufervegetation fangen konnten, wa-
kleine Gruppe Krebse für wissenschaftliche Zwecke in ren gleich grünlich-blau gefärbt mit einem auffällig
der Tasche. Interessant war, dass an diesem Standort orangen Schwanzfächer, blauen Beinen und Scheren,
nur die Männchen die pink-lila Scheren hatten, die auch das C. boesemani. Im Allgemeinen haben die
Weibchen hingegen alle blaue Scheren. kleineren, klaren Gewässer auf der Vogelkopfhalbinsel
C. boesemani ist in und um die Seen weit verbrei- eine Temperatur von 24 bis 26 °C, einen Leitwert von
tet, wobei etliche Standortvarianten ausgebildet wur- 200 bis 300 µS und einen pH-Wert von 7,0 bis 7,8.
den. Bemerkenswert ist auch, dass ich fast nur junge Der Sauerstoffgehalt ist relativ hoch und der Bo-
und halbwüchsige Tiere fangen konnte. An den Seen dengrund besteht hauptsächlich aus Kalkstein, Sand
werden die Krebse von den Einheimischen als Prote- und Kies. Wasserpflanzen sind ebenfalls vorhanden,
inquelle genutzt, sodass große, adulte Tiere entweder vor allem Vallisneria cf. natans und ein feinfiedriges
im Kochtopf landen oder für den Export in unsere Kraut, das aussieht wie Myriophyllum.
Aquarien gedacht sind. Laut Erzählungen der Alten im Von hier aus fuhren wir wieder westwärts auf der
Dorf sollen adulte Krebse 15-20 cm groß werden. Sol- Straße nach Sorong, wo wir ca. 30 km von den Seen
che Exemplare findet man aber nur noch sehr selten. an einer Quelle haltmachten. Auch hier war das Was-
Auf dem steinigen Bodengrund, oft in Ansamm- ser glasklar und zwischen dem löchrigen Kalkgestein
lungen von Laub, konnte ich auch eine Caridina-Art fanden wir tatsächlich auch einen C. boesemani, der
fangen. Meist sind diese Garnelen transparent, aber blaue Beine und schön rot gefärbte Scheren hatte.
es gibt auch blaue oder braune Exemplare. Bisher sind Nach diesem Abenteuer machten wir uns auf in
aus den Seen noch keine Garnelen beschrieben, es ist Richtung Teminabuan, wo die schönsten aller Krebse
also sehr wahrscheinlich, dass es sich auch hier um vorkommen sollen…
eine neue Art handelt. Text � Fotos: Chris Lukhau�
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GT2015-02_Inhalt_Buch.indb 34 05.07.2017 17:21:05