Page 53 - Caridina Ausgabe 4/2016
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TAUSEND EDELKREBSE …
                 … haben Harald Groß und Mitstreiter in drei Bächen der Region
                 eingesetzt. Der letzte Besatz im Schafbach stammt von 2005.

                 Nachkontrollen zeigten, dass sich die Tiere auf Dauer nur dort
                 fortpflanzten. Flusskrebse brauchen ideale Bedingungen. Die Fich-


                 ten am Schafbach wurden abgeholzt, ein Auenwald entstand – mit
                 mehr Schatten und kühleren Temperaturen. Langsam mäandert

                 der Bach, und das Totholz bleibt liegen, das mögen die Krebse.
                 DER EDELKREBS (ASTACUS ASTACUS) …

                 …, auch Europäischer Flusskrebs genannt, war einst in Mitteleuro-
                 pas Binnengewässern weit verbreitet. Dann rasierte eine tödliche

                 Infektion, die Krebspest, die Bestände – auch die der heimischen

                 Steinkrebse (Austropotamobius torrentium) und Dohlenkrebse
                 (Austropotamobius italicus). Der Seuchenzug durch Europas Ge-
                 wässer, den eingeschleppte amerikanische Flusskrebsarten aus-
                 gelöst hatten, hat bis heute keinen Halt gefunden. Bereits 1890

                 wurden Kamberkrebse (Orconectes limosus) versuchsweise im   Edelkrebs (Astacus astacus) im natürlichen Habitat.  Foto: K. A. Quante
                 Gewässsersystem der Oder ausgesetzt. Der Signalkrebs (Pacif­
                 astacus leniusculus) folgte ab etwa 1960, startend in Schweden.   NORDAMERIKANISCHE KREBSARTEN …
                 Die einst blühenden europäischen Flusskrebsbestände sind bis   …, die selbst gegen die Krebspest weitgehend immun sind, ma-
                 auf wenige Restvorkommen kollabiert.                   chen sich in diesem Krieg der Krebse über die Gewässer der ein-
                   Heute konzentrieren sich Edelkrebse in Deutschland auf kleine   heimischen Flusskrebse her: Roter Amerikanischer Sumpfkrebs

                 Inselvorkommen in isolierten Gewässern und Oberläufen. „Ein   (Procambarus clarkii), der sehr viel für die Lebensmittelindustrie

                 großer Teil der bekannten Vorkommen geht auf Ansiedlungspro-  gezüchtet wird sowie in der Aquaristik bekannt ist, die genannten

                 jekte zurück“, weiß Harald Groß. In Deutschland gilt die Art als   Kamberkrebse und Signalkrebs heißen die Invasoren, dazu gesellt
                 vom Aussterben bedroht.                                sich der aus Osteuropa stammende Galizierkrebs (Astacus lep­
                   Der Steinkrebs, der kalte Bachoberläufe mag, kommt im Sü-  todactylus), der als Astacus wie der Edelkrebs an der Krebspest
                 den Deutschlands noch häufiger vor, gilt aber als gefährdet. Der   stirbt. Der Kamberkrebs lebt heute in fast allen größeren Flüssen


                                                               Baden-
                                                               Baden-
                                            seit jeh
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                                                            en
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                 Dohlenkr
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                 Dohlenkrebs lebt in Deutschland seit jeher nur im Süden Baden-  u nd  K an älen  u nd  is t längs t Deu tsch land s häu fi     gs t e Flu sskr eb sart,
                                    tsch
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                 W ü rtt     ember gs un d is t v om Auss t erben  bed r oh t.  d en n er h a tt     e ber eits ü b er 125 J ah r e Z eit, sich aus z u br eit en. Au ch
                 Württembergs und ist vom Aussterben bedroht.
                                                                        denn er hatte bereits über 125 Jahre Zeit, sich auszubreiten. Auch
                                                                        ohne Krebspest würden die US-Krebse die heimischen Flusskrebse
                                                                        oh ne K r eb sp es t wü r den  die US -K r eb se d ie heimisch en Flusskr eb se

                 Halbwüchsiger Edelkrebs (Astacus astacus).

                                        Foto: K. A. Quante



                                                                                                                         53



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