Page 49 - Caridina Ausgabe 4/2016
P. 49

REPORTAGE





                prägt von sumpfigen Wäldern, die man kaum betreten
                konnte.
                  Gelebt  haben  wir  im  Camp  sehr  gut.  Gesunde
                Verpflegung und Schlaf in Betten oder Hängematten
                in mit Palmblättern bedeckten Hütten, die tageszeit-
                abhängig vom Orinoco umspült wurden, sowie das
                gänzliche Fehlen von Mücken waren die erholsame Basis
                für ganztägige Ausflüge zur Suche nach bekannter und
                unbekannter Fauna und Flora.
                  Zum Ende der Trockenzeit im April konnten wir eine
                Leitfähigkeit von um 70 µs/cm bei etwa 28 °C im Weiß-
                wasser messen, was den leichten Meerwassereinfluss
                zeigt. Das Wasser war, abhängig von Ebbe und Flut, teils
                so dicht mit Wasserhyazinthen (Eichhornia crassipes)
                bedeckt, dass ein Durchkommen mit dem Boot trotz
                                                                Mangrovenkrabben waren in der Nähe der Winkerkrabben auch zu finden.
                annähernd 200 PS Motorleistung kaum möglich war.
                War der Weg frei, rasten wir mit bis zu 70 km/h über
                das Wasser. Dann verzogen sich auch die Süßwasser-  von etwa fünf Zentimetern, einem langen Rostrum
                delfine und die Einbäume der am Flussrand lebenden   und langen Scheren gehörten wohl der Gattung Pa­
                Indianer kamen beim Angeln ins Wanken.        laemon oder Macrobrachium an.
                  Der gezielte Fang von Tieren war für uns herausfor-  Deutlich wurde, dass wir uns bei Ausflügen im Delta
                dernd, denn das trübe Weißwasser war überall. So   Richtung Mündung im Meereseinfluss bewegten, als
                nutzten  wir  Wasseransammlungen  wie  Suhlen  von   wir Rennschnecken der Gattung Neritina unter und
                Wasserbüffeln oder kleine, schlammige, abgetrennte   Winkerkrabben der Gattung Uca über Wasser beob-
                Flussabschnitte für Kescherzüge. Salmler, Lebendge-  achten  konnten.  Denn  beide  haben  frei  treibende
                bärende und Killifische waren in den meist von uns   Larven, die nur im Brackwasser aufwachsen. Aber so
                genutzten Handkeschern die häufigste Beute. Die ge-  weit im Inland? Wir waren immer noch sicher über
                fangenen durchsichtigen Garnelen mit einer Größe   50 km vom Meer entfernt. Der Leitwert lag auch hier


                                                                                                            Männliche Win-
                                                                                                            kerkrabben haben
                                                                                                            große Scheren.














                                                                                                                                Foto: Eduaro Rivero, Fotolia


















                                                                                                                         49



       CAR2016-04_Inhalt_Buch.indb   49                                                                              18.10.2016   10:46:26
   44   45   46   47   48   49   50   51   52   53   54