Page 21 - Caridina Ausgabe 1/2016
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einheimischen Edelkrebsbestände oder wurden stark
                reduziert, sodass es sich bei diesen Wirbellosen heute
                um eine gefährdete Art handelt. Auch wenn sie heute
                in großen Mengen nachgezüchtet wird, in der Natur
                ist sie fast vom Aussterben bedroht.                                                                         Foto: H. Bellmann/F. Hecker/blickwinkel

                PILZTRÄGER
                Nicht alle nordamerikanischen Krebse tragen die Er-
                regersporen – aber man kann es den Krebsen nicht
                ansehen,  ob  sie  ihn  tragen  oder  nicht.  Deswegen
                muss man vorsorgend davon ausgehen, dass alle
                nordamerikanischen Krebse von diesen Oomyceten
                befallen sein könnten. Da viele von diesen in unse-
                ren Breiten leben können (je weiter südlich wir in   1
                Europa gehen, desto leichter wird
                es), dürfen diese Wirbellosen auf gar
                keinen Fall in natürliche Gewässer
                verbracht  werden.  Und  auch  das
                Wasser, in dem sie geschwommen
                sind, darf nur über eine Kläranlage
                entsorgt werden, nicht direkt in ein
                Gewässer.
                  Der Erreger ist so gefährlich,
                dass einem Züchter von Edelkreb-
                sen, der versehentlich Wasser aus
                einem infizierten Teich in seinen
 Die Krebspest  Zuchtteich  einbrachte,  mehrere
                Tausend Jungkrebse starben. Ohne
                Wirt, wenn also keine Krebstiere
                vorhanden sind, kann der Erreger
                zwar nicht lange überleben. Aber
                die Krebstierfreiheit müsste erst
                einmal sichergestellt werden.     2


                KONSEQUENZEN
                Was bedeutet das für uns? Wir müssen verantwor-        1 Der Kamberkrebs war der erste bei uns aufgetauch-
                tungsvoll  mit  unseren  Krebsen  umgehen.  Halten     te Überträger der Krebspest. 2 Besonders beliebt ist
                wir Edelkrebse, sei es im Aquarium oder im Teich,      die rote Zuchtform des Amerikanischen Flusskrebses.
                dürfen sie auf gar keinen Fall mit anderen Krebsen     3 Ob der Blaue Floridakrebs auch Überträger der
                vergesellschaftet werden. Ganz besonders gilt das      Krebspest ist, ist zumindest wahrscheinlich.
                für den sehr beliebten Roten Amerikanischen Sumpf-
                krebs (Procambarus clarkii) und seine Zuchtformen.
                Sie dürfen auch nicht im Gartenteich gehalten wer-
                den, da sie gerne einmal über längere Strecken wan-
                dern.  Bevor  hier  mit  Verboten  argumentiert  wird
                (die wahrscheinlich sowieso nutzlos sind, da etliche
                Gewässer schon von ihm besiedelt werden), sollten
                sich  alle  Halter  an  die  Vorgaben  halten  und  nicht
                weitere Bestände in freier Natur schaffen.
                               Text & Fotos: Harro Hieronimus




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