Page 17 - Caridina Ausgabe 1/2016
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TITELTHEMA
wie zum Beispiel Karotten und Getreide wie Mais oder
Weizen. Eine Delikatesse sind natürlich Wasserschne-
cken und Insekten sowie deren Larven und Kleinkreb-
se wie Gammaridae oder auch Planktonkrebschen.
Krebse gehen bei der Nahrungsaufnahme sehr ver-
schwenderisch um. Man kann gut beobachten, wie
ganze Wolken feiner Teilchen beim Zerreiben des Fut-
ters ins Wasser abgegeben werden. Entweder man hat
Konsumenten wie Kleinfische im Aquarium, die diese
Nahrung nutzen, oder aber die Bakterien im Filter und
Boden müssen mit diesem Überangebot klarkommen.
DAS WASSER
Die Ansprüche an die Wasserqualität werden oft
über trieben dargestellt. Die Tiere sind zwar extrem
empfindlich auf chemische Substanzen wie Biozide
und Insektizide. Hier können schon Spuren von Spritz-
mitteln auf angebotenem Futter (z.B. konventionelles
Gemüse) genügen, um Panik im Becken hervorzurufen
oder die Tiere verenden zu lassen! Organische Belas-
tungen werden besser vertragen.
Bei Wasserhärte und pH-Wert haben die Fluss -
krebse einen weiten Toleranzbereich. Das Optimum
liegt im neutralen bis leicht basischen Bereich kalk-
haltiger Gewässer (pH 7-8,5), es werden aber auch
saure Wässer bis pH 5 besiedelt. Besondere Vorsicht
ist allerdings, wie bei vielen Crustaceen, bei einem
Umsetzen geboten. Auch eine „Anpassung“, wie bei
Fischen üblich, reicht oft nicht aus. Die erste Häutung
in der neuen Umgebung bleibt immer ein kritisches
Ereignis, und es kann zu Verlusten durch Häutungs- jahrs startet die Eientwicklung, sodass die Larven je Männchen sind gut
defekte kommen. nach Verlauf etwa Ende Mai bis Anfang Juli schlüpfen. an den Begattungs-
Die Sommertemperatur für optimales Wachstum liegt griffeln (Gonopo-
DER LEBENSZYKLUS bei etwa 22 °C. Bei einer guten Belüftung und ausrei- den) hinter dem
letzten Beinpaar zu
Um den gesamten Lebenszyklus mit Paarung und Ei- chender Sauerstoffversorgung werden kurzzeitig auch erkennen.
abstoß sowie die Larvenentwicklung bis zum Schlupf 28 °C vertragen. In der Natur kamen Edelkrebse auch
im Aquarium miterleben zu können, bedarf es der in Gewässern vor, die im Spätsommer während der Weibchen haben
Simulation eines annähernd natürlichen Jah- Nacht starke Sauerstoffzehrungen aufgewiesen Gonoporen (sicht-
restemperaturverlaufes. Die herbstliche haben. Dies ist in kleinen Wiesengräben bar als glasiger
Abkühlung löst das Paarungsverhal- und nährstoffreichen Gewässern ei- Fleck) am Ansatz
ten aus, wenn Ende Oktober bis Edelkrebse ne normale Erscheinung, wenn des dritten Bein-
Anfang November das Wasser können atmosphäri- durch abnehmende Tageslänge, paares.
auf 10 °C abkühlt. Für die er- sche Luft atmen, solange absterbende Wasserpflanzen Fotos: K. A. Quante
folgreiche Entwicklung brau- ihre Kiemen feucht sind. Sie und Algen nächtens der Sau-
chen die Eier eine winterliche nutzen jede Gelegenheit, sich erstoffgehalt sinkt.
Dia pause mit Temperaturen an etwas hochzuziehen und
unter 6 °C, je kühler, umso zu entweichen. Dementspre- DIE EINRICHTUNG
kürzer, für zumindest zwei chend sind Aquarium und Eine gute Strukturierung des
Abdeckung zu ge-
Wochen. Mit der allmählichen stalten. Beckens mit vielen Verstecken
Erwärmung während des Früh- und Höhlen ist unverzichtbar. Eine
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