Page 65 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 06/2016
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PRAXIS
merkmale. Bei anderen entwickeln sie sich mit der
Geschlechtsreife. Bei den Zuchtformen der Goldfische
beispielsweise ist das so. Die verlängerten Flossen sind
sowohl Männchen als auch Weibchen angezüchtet
worden. Auch bei den Schleierformen des Kardinal-
fischs (Tanichthys albonubes) haben beide Geschlech- 1
ter verlängerte Flossen.
Auch bei vielen Barben, Bärblingen, Salmlern, man-
chen Buntbarschen und fast allen Schmerlen sind im
Händleraquarium Männchen und Weibchen kaum zu
unterscheiden. Es ist sowieso sinnvoller, eine Gruppe zu
erwerben. So ist es wahrscheinlicher, dass man beide
Geschlechter im Becken hat. Für spätere Zuchtansätze
suchen sich die Paare dann selbst. Denn nicht bei allen
Arten harmonieren jedes Männchen und Weibchen als
Paar. Später ist es dem geschulten Auge anhand von
Unterschieden in der Färbungsintensität oder der Kör- 2
perfülle möglich, Männchen und Weibchen zu unter-
scheiden. Manche Arten laichen übrigens auch besser
in einer kleinen Gruppe („Schwarm“) als bei paarwei-
sem Ansatz.
GENAU HINSCHAUEN!
Für den Aquarianer heißt das: Größe, Gestalt, Flos-
sen, Schuppen, Färbungen und Zeichnungen ver-
gleichend und genau ansehen. Nicht nur laichreif,
sondern grundsätzlich sind bei Fischen Weibchen
etwas kräftiger gebaut als Männchen. Das liegt ganz 3
einfach daran, dass Eierstöcke größere Organe sind als
Hoden und Eizellen deutlich größer als Samenzellen.
Geschlechtsdimorphismen der Art „Weibchen fülliger
als die Männchen“ helfen dem geübten Züchter mehr
als dem unerfahrenen Anfänger.
Ein Tipp: Von oben kann man die Fülligkeit der
Weibchen oft besser beurteilen als beim üblichen
Aquarienblick von der Seite. Solche nicht diskreten
Merkmale sind weniger trennscharf als beispielsweise
eine Angabe wie: Das Männchen hat eine spitz zu-
laufende Rückenflosse, während die des Weibchens 4
abgerundet ist. Ein roter Bauch lässt sich von einem
silbrigen auch deutlicher unterscheiden. 1 Primäre Geschlechtsmerkmale sind nur anatomisch sichtbar,
Text & Fotos: Gerhard Ott
hier die Eierstöcke einer Rüsselschmerle (Acantopsis). 2 Bei glasig
durchsichtigen Fischen kann man die Eier in den Eierstöcken der
In der nächsten Ausgabe Weibchen wie hier von Gobiopterus brachypterus erkennen.
3 Bei dem afrikanischen Buntbarsch Hemichromis elongatus
werden einige typische sekun- lassen sich Männchen und Weibchen außerhalb der Fortpflan-
däre Geschlechtsunterschiede zungszeit nicht unterscheiden. 4 Spindelbärblinge (Psilorhynchus
sucatio) aus Nordindien verraten ihr Geschlecht nicht durch ihr
aus verschiedenen Aquarien- Aussehen.
fischgruppen vorgestellt.
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