Page 42 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 02/2016
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FISCHE
Brutpflegendes Männchen in einer Tonhöhle.
und umfangreiche Wasserwechsel, vorzugsweise mit etwa 2 bis lusten zu rechnen. Ich habe schon vieles versucht, aber mit ganz
3 °C kühlerem Wasser, deutlich steigern. In meiner Zuchtanlage unterschiedlichen Erfolgen. Bei Vergesellschaftung von jungen
konnte ich den Zusammenhang zwischen Wasserwechsel und L 260 mit anderen L-Welsen in großen Einhängegefäßen machte
Zuchterfolgen eindeutig nachvollziehen. In Zeiten mit vielen Was- ich schlechtere Erfahrungen, da sich die Tiere offensichtlich nicht
serwechseln habe ich gewöhnlich die meisten Erfolge. durchsetzen können und abmagern. Ich habe die bisher besten Er-
Im Vergleich zu anderen Harnischwelsen ist die Art recht folge mit kleinen, schwimmenden Aufzuchtbehältern gemacht, die
unproduktiv. Erwachsene Weibchen legen nur etwa zehn bis 25 ich vor ein paar Jahren zum ersten Mal bei meinem Fischfreund
Eier ab, die allerdings mit etwa vier Millimetern Durchmesser Ernst Schmidt sah. Mittlerweile gibt es für diese sogenannten
ausgesprochen groß sind. Da sich diese Welse bereits mit einer Aufzuchtringe sogar einen gewerblichen Anbieter. Sie werden
Größe von sechs bis sieben Zentimetern fortpflanzen können, aus einem Stück Acrylglasrohr mit feinem Gazeboden (150 µ),
sind die Gelege anfänglich sogar noch deutlich kleiner. Ich habe das in einen gestanzten Schwimmkörper aus Styrodur eingelas-
bei jungen Weibchen zuweilen auch nur drei bis fünf Jungfische sen wird, hergestellt. Ein bereits integrierter Ausströmer direkt
aus einer Brut erzielen können. über dem Gazeboden sorgt für eine verbesserte Sauerstoffzufuhr
Die fest in einer Traube zusammenhängenden Eier werden und fördert durch Erzeugung eines Soges Aquarienwasser durch
vom Weibchen im hinteren Bereich der Bruthöhle auf dem Boden den Gazeboden ins Gefäß. In dieses Gefäß gebe ich ein bis zwei
abgelegt und vom Männchen alleine erbrütet. Nach etwa sechs getrocknete Walnussblätter, die den Tieren als zusätzliche Nah-
Tagen schlüpfen die anfänglich unpigmentierten Jungfische, die rung und Versteck dienen, und kleinere Holzstücke. Ich füttere
noch einen riesigen Dottersack besitzen und weitere zwölf bis 13 die Jungfische weiterhin mit Futtertabletten, Artemia-Nauplien,
Tage in der Höhle verbleiben, bis dieser aufgezehrt ist. gefrosteten Rotatorien und Cyclops. Futterreste und Kot sollten
Ich muss gestehen, dass es in meinen Aquarien regelmäßig regelmäßig abgesaugt werden. Der Gazeboden lässt sich gut mit
vorkommt, dass sich meine L-Welse vermehren, ohne dass ich einer alten Zahnbürste reinigen. Einige Turmdeckelschnecken wer-
es zuvor bemerkt hatte. Belasse ich die jungen L 260 im Zucht- den von mir zur Beseitigung von überschüssigem Futter hinzuge-
aquarium, so wachsen meist immer ein paar von ihnen quasi fügt. Unter diesen Bedingungen gelang mir die Aufzucht bislang
von alleine auf, jedoch sind es bei mir in der Regel nur etwa drei nahezu verlustfrei. Allerdings ist das Wachstum der jungen L 260
bis vier Tiere pro Brut. Nach meiner Erfahrung ist die separate recht langsam.
Aufzucht erfolgreicher, allerdings ist auch dabei immer mit Ver- Text & Fotos: Ingo Seidel
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