Page 41 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 02/2016
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FISCHE




                Schon seit ihrer Entdeckung für die Aquaristik vor etwa 25 Jahren
                haben mich die Harnischwelse der Gattung Hypancistrus fest in
                ihren Bann gezogen. Einen ganz besonderen Stellenwert hatte
                für mich immer die sogenannte „Queen Arabesque“, die in der
                Aquaristik im Allgemeinen unter der Codenummer L 260 ange-
                sprochen wird. Dieser auf Deutsch auch Arabesken-Harnischwels
                genannte L-Wels begeistert mich und andere Aquarianer durch
                seine geringe Größe und wunderschöne Färbung.

                WO SIE HERKOMMT
                Diese maximal nur etwa elf bis zwölf Zentimeter groß werdende
                Schönheit wurde zu Beginn des Jahres 1998 in den Stromschnel-
                len des Rio Tapajós in Brasilien oberhalb der Ortschaft Itaituba
                entdeckt.  Der  Tapajós  ist  ein  südlicher  Klarwasserzufluss  des
                Amazonas im Bundesstaat Pará, der sehr warmes, weiches und
                recht saures Wasser führt. Bei Untersuchungen der Wasserbe-
                schaffenheit in diesem Fluss wurden meist Temperaturen von
                29-33 °C, pH-Werte zwischen 5,0 und 6,0 und eine extrem nied-
                rige elektrische Leitfähigkeit festgestellt. Die Art bewohnt stark
                strömende, sauerstoffreiche Bereiche des Flusses, in denen sie
                zwischen und unter den Steinen lebt.
                  Der aus dem Rio Jari im Nordosten Brasiliens stammende L 411
                ähnelt der Queen Arabesque ausgesprochen stark. Diese mit etwa   Oben: Männchen haben einen längeren Kopf. Unten: Weib-
                14 bis 15 Zentimetern Maximallänge deutlich größer werdende   chen sind kurzköpfiger und weniger stark beborstet.
                Art lässt sich jedoch anhand eines meist feineren und stärker ge-
                wundenen Linienmusters sowie einer in der Regel dunkleren und
                häufig wolkig aufgehellten Färbung gut von L 260 unterscheiden.   Ich füttere meine L 260 vorwiegend mit Trocken- und Frost-
                Die Ähnlichkeit ist jedoch so groß, dass dieser ursprünglich als   futter. Neben Marken-Futtertabletten erhalten sie vor allem Rote
                Hypancistrus sp. „Monte Dourado“ bekannt gewordene L-Wels   Mückenlarven, Salinenkrebse und Cyclops. Eine Verfütterung von
                immer wieder fälschlich als L 260 bezeichnet und weitergegeben   Grünfutter ist nicht nötig, obwohl dieses vor allem von jüngeren
                wird.                                                  Exemplaren durchaus gefressen wird.
                                                                          Die Unterscheidung der Geschlechter ist bei erwachsenen
                IM AQUARIUM                                            Tieren auch für ungeübte Aquarianer nicht schwierig: Männchen
                Hier erweist sich dieser L-Wels gewöhnlich als überaus genüg-  besitzen eine deutlich breitere und längere Kopfpartie und tragen
                sam und anpassungsfähig. Selbst bei der Pflege im häufig leicht   verlängerte borstenartige Gebilde, sogenannte Odontoden, vor
                alkalischen, harten Leitungswasser zeigen die Tiere keineswegs   allem hinter den Kiemendeckeln und auf den Brustflossensta-
                Unwohlsein, wenngleich die Vermehrung unter solchen Bedingun-  cheln. Die Odontoden der Weibchen bleiben deutlich unauffäl-
                gen sicher kaum gelingen dürfte. Für eine erfolgreiche Pflege sind   liger. Geschlechtsreife Weibchen, die meist etwas kleiner als die
                jedoch Wassertemperaturen von 26 bis 30 °C und stark belüftetes   Männchen bleiben, bilden bei guter Fütterung eine sehr füllige
                Wasser ausgesprochen wichtig, denn bei Sauerstoffarmut gehören   Bauchpartie aus.
                diese Fische zu den ersten Pfleglingen im Aquarium, die verenden.
                Für die Haltung empfehlen sich Aquarien mit einem Mindest-  DIE VERMEHRUNG
                volumen von etwa 160 bis 200 Litern. Darin ist auch die Pflege   Im Allgemeinen ist sie nicht schwierig. Wichtig ist vor allem war-
                einer kleinen Gruppe oder die Vergesellschaftung mit anderen   mes, nicht zu hartes und sauerstoffreiches Wasser. Als optimal
                friedlichen Fischen kein Problem. Es ist dabei nicht wichtig, ob   für die Zucht hat sich leicht saures, 28 bis 30 °C warmes Wasser
                der Pfleger feinen oder groben Bodengrund oder eventuell auch   mit einer elektrischen Leitfähigkeit von weniger als 400 µS/cm
                gar keinen verwendet und ob das Aquarium bepflanzt ist oder   herausgestellt. Bruthöhlen geeigneter Größe sollten in ausrei-
                nicht. Wichtig sind jedoch Versteckmöglichkeiten in Form von   chender Anzahl vorhanden sein, damit sich die Tiere eine solche
                Steinen oder Holzstücken, da die Tiere vor allem dämmerungs-   an einer von ihnen bevorzugten Stelle im Aquarium aussuchen
                und nachtaktiv sind und sich gerne verstecken.         können. Wir können die Laichbereitschaft der Welse durch häufige



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