Page 41 - Leseprobe Die Kunst des Naturaquariums | Dähne Verlag GmbH
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Träumer
Der traum eines JunGen
In den 1960er-Jahren war Takashi Amano noch ein Kind. Als jüngster
von drei Brüdern half er seiner Mutter oft beim Kauf von Feuerholz und
zog den Handwagen für sie. Eines Tages kaufte sie ihm ein Buch als
Dankeschön für seine Hilfe. Er wählte den „Full Color Illustrated Guide
of Fishes“ aus, ein farbiges Bestimmungsbuch für tropische Fische. Weil
er täglich in der kleinen Lagune Fische fing, verzauberten ihn die bunten
Abbildungen von Wasserpflanzen und tropischen Fischen umso mehr.
Er fragte sich, ob es irgendwo wirklich solche bunten Fische in Flüs-
sen gebe. Sich einen noch nie zuvor von einem Menschen besuchten
Unterwasser dschungel vorzustellen fiel ihm leicht, und er wünschte sich
von Herzen, irgendwann einmal tatsächlich einen solchen Urwald besu-
Als Junge bekam Amano das Buch „Full Color Illustra-
chen zu dürfen. Diesen Traum verwirklichte er später – Amano besuchte ted Guide of Fishes“. Damals war er 10 Jahre alt (zweiter
alle drei großen Regenwaldsysteme der Erde, um dort über einen Zeit- von links, 1964)
raum von ungefähr 10 Jahren hinweg zu fotografieren und zu forschen.
In Afrika besuchte er die Heimat der Anubias (eine dort endemisch
vorkommende Sumpfpflanze), mit Pygmäen als Führern, und er setzte
seinen Fuß ins noch unerforschte Maliau-Becken auf Borneo. Im Ama-
zonasgebiet gelangen ihm fantastische Bilder der tropischen Fische in
ihrem natürlichen Habitat, die er als Kind in seinem Buch so bewundert
hatte. Diese Erfahrungen dienten ihm als Quelle der Inspiration, als er
das Naturaquarium ins Leben rief. „Es gibt nichts auf der Welt, was du
nicht tun kannst. Wenn du etwas nicht kannst, liegt das daran, dass du
aufgegeben hast oder dass es dir nicht ernst genug ist“, sagte Amano
oft. Auch die Einführung des Naturaquariums in die Aquaristik war ein
solcher Traum, den er über 30 Jahre lang verfolgte und der seine Wur-
Auf diesem Foto sehen wir Skalare in ihrem natürlichen
zeln in seiner Kindheit hatte. Habitat (Amazonas, Brasilien, 1999)
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