Page 12 - terraristik Ausgabe 2/2015
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n Aktuelles
Krebstierforscher in Bremerhaven
Rund 80 Wissenschaftler tauschten die Tiere aktiv sind. Die Mehrheit ist forscht, brachte die Teilnehmer in sei-
sich Ende März in Bremerhaven bei dämmerungs- und nachtaktiv, aber es nem Abschlussvortrag auf den neus-
der 17. Crustaceologen-Tagung aus. gibt auch tagaktive Exemplare und ten Stand in Sachen „Citizen Science“,
Die Krebstierforscher beschäftigten solche, die gar kein Muster aufweisen. Bürger-Wissenschaftler. Die Beteili-
sich diesmal bei der Alfred-Wegener- Die gemeine Kellerassel (Porcellio gung von Privatleuten könne ein gro-
Stiftung vornehmlich mit marinen scaber) diente Franziska Meusel et al. ßer Gewinn für die Wissenschaft sein,
Crustaceen, doch vereinzelt ging es als Forschungsobjekt für das frühe führte er in seinem Vortrag „Krebstier-
auch um terrestrische Krustentiere. Längenwachstum bei Krebsen. Martin forschung für Jedermann“ aus, wenn
Tina Kirchhoff etwa gab neue Einblicke Thiele, der seit 15 Jahren in Chile es richtig gemacht werde.
in die Postembryonalentwicklung des
Palmendiebs (Birgus latro). Mit bis zu
4 kg Gewicht ist der tropische Krebs
der größte Landarthropode, startet
aber als Larve im Meer.
Steffen Harzsch aus Greifswald be-
richtete als Koautor für den verhinder-
ten Jakob Krieger von den Analysen zu
Aktivitätsrhythmen des Palmendiebs
auf der Weihnachtsinsel. Das Team
hatte schon zuvor von den Laufwegen Foto: Oliver Mengedoht
(bis 4 km am Tag) dieser „Robber
crabs“ geschrieben, doch nun gab es
auch detaillierte Erkenntnisse, wann Etwa 80 Interessierte kamen zur Crustaceologen-Tagung nach Bremerhaven.
Amphibienseuche in Madagaskar
Der für Amphibien tödliche Chytridpilz tere 200 Froscharten vermutet, die Bd wurde bei 500 Amphiebienspe-
(Batrachochytrium dendrobatidis; noch nicht entdeckt und beschrieben zies weltweit festgestellt, 200 sind
kurz: Bd) wurde jetzt erstmals auf Ma- wurden. Ein internationales Forscher- deutlich im Bestand zurückgegangen.
dagaskar nachgewiesen. Die Seuche team schlägt einen Notfallplan vor: „Wenn der Erreger selbst auf eine solch
erreicht damit einen Hotspot der Ar- Dazu gehört neben einem Überwachen abgelegene Insel gelangt ist, kann und
tenvielfalt und bedroht 290 Arten, die der Ausbreitung des Erregers auch der wird er überall auftauchen.“ Professor
nur auf der Insel im Indischen Ozean Aufbau von Amphibien-Zuchtstationen Miguel Vences von der Technischen
leben. Zudem werden dort noch wei- und die Entwicklung von „probioti- Universität in Braunschweig ergänzt:
schen Therapien“, be- „Der Chytridpilz wurde in allen vier Fa-
richten Dr. Dirk S. milien der einheimischen Madagaskar-
Schmeller vom Helm- frösche nachewiesen und zeigt somit
holtz-Zentrum für Um- das Potenzial, selbst ökologisch unter-
Foto: Miguel Vences/TU Braunschweig „Scientific Reports“. der Weltnaturschutzorganisation IUCN
weltforschung (UFZ) und
schiedliche Arten zu infizieren. Das ist
Kollegen im Fachjournal
ein Schock!“ Dr. Franco Andreone von
und Mitautor der Studie meint, dass
der Rückgang der madagassischen Ar-
Auch bei diesem Eng-
ten nicht nur Herpetologen und Frosch-
maulfrosch (Platypelis
pollicaris) aus Ranomafana
forscher angehe. „Es wäre ein großer
wurde Chytrid-Befall nach-
Verlust für die ganze Welt.“
gewiesen.
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