Page 45 - terraristik Ausgabe 3/2014
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Der „Wassergott“ ist
ein beliebtes Tier in
der Terraristik rund
um die Welt.
Foto: Uwe Dost
Der Axolotl ist ein Phänomen, denn er vollendet nie die für
Amphibien typische Metamorphose, also die Umwandlung
von der Larve zur Erwachsenenform. Diese sogenannte Ne-
otenie bezeichnet den Eintritt der Geschlechtsreife schon im
Larvenstadium. Während andere Molche in der Metamorpho-
se die äußeren Kiemen verlieren, das Wasser verlassen und
auf Lungenatmung umstellen, behält der Axolotl die auffall-
enden Kiemenbüschel zeitlebens. Und er geht niemals an
Land, zumindest nicht unter natürlichen Bedingungen.
Da die Neotenie auf einer Unterfunktion der Schilddrüse Goldalbino
beruht, kann eine Zufuhr von Jod über die Nahrung oder das ist eine der
beliebtesten
Wasser zu einer Aktivierung der Schilddrüse führen, was — Farbmorphen.
leider — in der Aquarienhaltung hin und wieder vorkommt.
Diese Landgänger genannten Axolotl sehen dann aus wie
normale Tigersalamander ($PE\VWRPD PDYRUWLXP), mit denen auch immer kreuzte ein amerikanischer Wissenschaftler na-
sie sehr eng verwandt sind, vermitteln dabei aber subjektiv mens Humphrey in den 1960er-Jahren ein Axolotl-Weibchen
immer den Eindruck, auf dem Land fehl am Platz zu sein. mit einem albinotischen Tigersalamander, weshalb man die-
Heute leben unzählige Nachfahren in den Aquarien rund se Zuchtlinie „Humphrey-Axolotl“ nennt. Das Ergebnis waren
um den Globus, wenngleich man feststellen muss, dass die- Axolotl, die äußerlich kaum von reinerbigen („echten“) Axolotl
se Axolotl eigentlich nur halbe Axolotl sind. Axolotl waren und zu unterscheiden waren, aber in der Folge zahlreiche Muta-
sind beliebte Studienobjekte der Wissenschaft, eben weil sie tionen hervorbrachten. Heute dürften sämtliche in den Aquar-
niemals erwachsen werden, sondern im Larvenstadium blei- ien dieser Welt gehaltenen Axolotl solche Humphrey-Axo lotl
ben, in dem sie sich auch fortpflanzen. Aus welchem Grund sein.
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