Page 48 - terraristik Ausgabe 1/2014
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n RePORTAGe


                                                                    Mal Kronengeckos in der Wildnis zu filmen und hoffentlich
                                                                    noch nie gesehene Aufnahmen zu bekommen.
                                                                      Tagsüber durchstreiften wir die Reste primären Regen-
                                                                    waldes und fanden Biotope mit niedrigem Buschwerk und
                                                                    vielen Lianen zwischen den höheren Urwaldbäumen, die
                                                                    uns als perfekter Lebensraum für unsere beliebten Haustie-
                                                                    re erschienen. Nach zwei Nächten anstrengender Suche
                                                                    nach dem Kronengecko aber hatten wir immer noch keinen
                                                                    gefunden. Dies ist ein Indiz dafür, wie selten dieser Gecko
                                                                    wirklich in seinem natürlichen Lebensraum ist.

                                                                    Schätze der Insel


                                                                      Dafür fanden wir in einer Nacht mehrere Riesengeckos
                                                                    (Rhacodactylus leachianus henkeli) und einen weiblichen
                                                                    Flechtengecko (Mniarogekko chahoua).  Rhacodactylus
                                                                    leachianus henkeli erreicht eine Gesamtlänge von bis zu 27
                                                                    Zentimetern und gilt somit als eine der größten lebenden
                                                                    Gecko-Arten. Die großen Geckos leben an den höheren Bäu-
                                                                    men des Waldes, während bekannt ist, dass die Kronenge-
                                                                    ckos die unteren Habitate auf der Isle of Pines bewohnen
                                                                    sollen.
                                                                      Mniarogekko chahoua erreicht eine Gesamtlänge von ca.
                                                                    24 Zentimetern. Seine Färbung ist optimal seinem Lebens-
                                                                    raum angepasst. Seine Flechtenzeichnung lässt ihn auf den
                                                                    großen Baumstämmen, auf denen er lebt, kaum erkennen.
                                                                      Des Weiteren fanden wir verschiedene Geckos der Gat-
                                                                    tung Bavayia und die Gecko-Art Nactus pelagicus.

                                                                    Der erste Kronengecko!


                                                                      Der erste Kronengecko, den wir fanden, war ein auffällig
                                                                    hellgelbes Weibchen ohne Schwanz. Es bewegte sich, wie
                                                                    die meisten der Tiere, die wir später noch fanden, balancie-
                                                                    rend auf Lianen oder auf der Oberseite von Blättern in Hö-
                                                                    hen von zwei bis drei Metern. Anscheinend meiden sie grö-
                                                                    ßere Bäume.
                                                                      Von den später gefundenen Geckos waren fast alle ähn-
                                                                    lich gefärbt und zeigten gleiche Muster und Farben. Bis auf
                                                                    ein männliches Exemplar: Dieses war bräunlich gefärbt und
                                                                    hatte ein weißes Muster auf dem Körper.
                                                                      Alle erwachsenen Tiere besaßen keinen Schwanz mehr.
                                                                    Nur ein Jungtier hatte noch seinen Originalschwanz. Es ist
                                                                    bekannt, dass Kronengeckos, anders als die meisten Ge-
                                                                    ckos, ihre Schwänze nicht regenerieren können.



                                                                    von oben:
                                                                    Ein kräftig gefärbtes Weibchen des Kronengeckos.
                                                                    Die gefundenen Tiere wurden von Roland Zobel (links)
                                                                    und Rik van Tiggel vermessen.
                                                                    Dieses Jungtier eines Kronengeckos trägt noch den
                                                                    Originalschwanz.

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