Page 23 - terraristik Ausgabe 2/2013
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Die von uns befahrenen S traßen f ührten durch f lache
Graslandschaften, die von sehr langsam fließendem, seich-
tem Wasser ü berflutet w urden. T eiche u nd T ümpel, d ie
auch w ährend der Trockenperiode v on D ezember bis April
nicht austrocknen, und die sogenannten Hammocks, das
sind kleine, baumbestandene E rhebungen aus Kalkstein,
unterbrachen die riesigen Grasflächen. Der häufigste Baum
war hier die große Königspalme. Kleine Bäume, wilder Kaf-
fee und wilder Wein sowie viele Farn- und Moosarten ver-
dichteten den Wald. Luftpflanzen wie Tillandsien und Orchi-
deen gediehen auf Baumästen und umgestürzten Bäumen.
Stets fanden w ir Kornnattern n achts auf den Straßen.
Die Aktivitätszeit ist die Dämmerung und die Nacht. Dann
sind sie auf der Jagd nach Mäusen und Ratten.
Zum Ruhen und Verdauen suchen sie sich geeignete Ver-
stecke wie etwa Erd- und Baumhöhlen, u nter l oser B aum-
rinde u nd i n alten G emäuern. K ornnattern m ögen g erne
leicht feuchte Verstecke.
Fauchen und Schwanzrasseln
Bei E ntdeckung verhielten s ie s ich in der Regel ruhig
oder versuchten zu fliehen. Als wir einer Kornnatter nachts
auf der Straße zu nahe k amen, versuchte sie sich m it
Scheinangriffen, Fauchen und Schwanzrasseln zu verteidi- 5
gen. In letzter Konsequenz biss sie aber auch zu.
Neben der Kornnatter fanden w ir im gleichen Biotop
auch noch eine ungiftige Scharlachnatter (Cemophora coc-
cinea). Das sind mit einer Größe bis ca. 60 cm relativ kleine
Schlangen. M an kann sie aufgrund i hrer p rächtigen Fär-
bung l eicht mit einer roten Königsnatter verwechseln. S ie
sind nachtaktiv und verbringen a llgemein ihren T ag u nter
Blättern und Baumstämmen.
Erst abends kamen Scharlachnattern a us i hrem V er-
steck, um auf Nahrungssuche zu gehen. Zu ihrer Nahrung
gehören Eidechsen, kleine Nagetiere, Reptilieneier und an-
dere Schlangen. Ebenfalls häufig nachts auf der Straße an-
zutreffen waren verschiedene V etreter der Wasserschlan-
gengattung Nerodia und eine giftige Mokassinotter (Agkist-
rodon piscivorus).
Normalerweise sind die fisch- und froschfressenden
Wassernattern d er G attung Nerodia t agaktiv, a ber jetzt
während der heißen Jahreszeit waren sie teilweise nachtak-
5 Die ungiftige Scharlachnatter lebt im gleichen Biotop.
6 Wasserschlangen der Gattung Nerodia sind häufig
auf den Straßen.
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