Page 12 - terraristik Ausgabe 2/2013
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          Der Tarn-Trick der Gabunviper


            Die Westafrikanische Gabunviper  Stellen machen sie fast unsichtbar:  ment. Das erklärt aber nicht den
          kann nicht nur Beutetiere von der  Sie glänzen nicht wie bei vielen ande-  „Samt-Effekt“. Dessen Ursache offen-
          Größe eines Stachelschweins ver-   ren dunklen Schlangen, sondern er-  bart sich erst bei zwanzigtausendfa-
          schlingen: Manche Teile ihres Schup-  scheinen matt wie tiefschwarzer Samt.  cher Vergrößerung: „Die schwarzen
          penkleids verschlucken das einfallen-  Für die erfolgreiche Tarnung sind  Schuppen tragen einen Rasen aus
          de Licht nahezu vollständig; sie er-  gerade diese ultraschwarzen Partien  blattartigen Erhebungen“, erklärt die
          scheinen  „ultraschwarz“.  Wissen-  wichtig. Auch die Umgebung reflek-  Hauptautorin der Studie, Dr. Marlene
          schaftler der Universitäten Kiel und  tiert das Licht unterschiedlich stark:  Spinner von der Christian-Albrechts-
          Bonn haben herausgefunden, wie     Neben spiegelnden Blättern liegen   Universität zu Kiel (CAU). „Diese Blät-
          dieser Effekt zustande kommt. Bitis  raue Steinchen, dann wieder wird der  ter wiederum sind mit zahlreichen
          rhinoceros ist ein Lauerjäger und  mattschwarze Erdboden sichtbar. Ein  kleinen Rippen überzogen.“ Diese
          wartet im schattigen Laub, bis ein  Objekt mit konstanter Reflexion wür-  Kombination ultrafeiner Strukturen
          Beutetier nahe genug kommt, dann   de da auffallen, unabhängig von sei-  scheint für den Lichtschluck-Effekt
          beißt sie schnell zu und injiziert ihr  ner Musterung. Die mattschwarze  verantwortlich zu sein.
          tödliches Gift. Dabei hilft ihr, dass sie  Zeichnung löst dagegen die Körper-
                                                                                 Literatur: Marlene Spinner, Alexander Kovalev,
          sich kaum vom strukturreichen Wald-  umrisse der bis zu 1,8 Meter langen  Stanislav N. Gorb & Guido Westhoff (2013):
          boden abhebt. Ihre regelmäßige weiß-  Schlange perfekt auf.            Snake vlevet black: Hierarchical micro- and
                                                                                 nanostructure enhances dark colouration in
          braun-schwarze Musterung und die     Für die Schwarzfärbung der Schup-  Bitis rhinoceros. Scientific Reports 3: 1846.
          schwarzgefärbten, lichtschluckenden  pen sorgt dabei ein eingelagertes Pig-  DOI 10.1038/srep01846.




          Hula-Frosch nicht ausgestorben


            Eine biologische Sensation und ein  deklariert. Seitdem starben viele weite-  Lebensraum wurden erstmals wieder
          Hoffnungsschimmer für den Natur-   re Frösche, Molche, Salamander und  einige Exemplare entdeckt. „Diese Wie-
          schutz entdeckten Forscher in Israel.  Blindwühle aus, viele Forscher vermuten  derentdeckung hat Biologen auf der gan-
          Der für ausgestorben erklärte Hula-  den Beginn eines Massen-Aussterbens  zen Welt begeistert, denn es zeigt, dass
          Frosch taucht nach fast 70 Jahren wie-  der Amphibien. In manchen Fällen gibt es  sich Naturschutz selbst in scheinbar
          der auf. 1996 stand fest, dass der Le-  vielleicht noch Hoffnung: Ein Team von  hoffnungslosen Fällen auszahlen kann“,
          bensraum des Hula-Frosches Latonia  israelischen, französischen und deutschen  so der an der Studie beteiligte Amphibi-
          nigriventer war durch die Intensivierung  Wissenschaftlern berichtet über die Wie-  enspezialist Prof. Dr. Miguel Vences von
          der Landwirtschaft weitgehend zerstört,  derentdeckung des Hula-Frosches: Nach  der Technischen Universität Braunschweig.
          seit 1955 ward kein Tier mehr gesichtet  langjährigen Maßnahmen zur Wiederher-  Untersuchungen zeigten zudem, dass
          und die Spezies wurde als ausgestorben  stellung von Teilen seines ursprünglichen  es sich um ein lebendes Fossil handelt,
                                                                                 welches keine direkten Verwandten un-
                                                                  Ein einzigartiges  ter den heute lebenden Fröschen be-
                                                                  Merkmal des    sitzt. Der Hula-Frosch unterscheide sich
                                                                  Hula-Frosches
                                                                  ist seine auffälli-  von seinen vermuteten westeuropäischen
                                                                  ge schwarze    und nordafrikanischen Verwandten, den
                                                                  Bauchseite mit
                                                                  weißen Punkten.  Scheibenzünglern, – stattdessen gehöre
                                                                                 er zu einer Gattung von fossilen Latonia-
                                                                                 Riesenfröschen.


                                                                Foto: Frank Glaw Foto: Frank Glaw  Literatur: Rebecca Biton, Eli Geffen, Miguel Vences, Orly Cohen, Salva-
                                                                  dor Bailon Rivka Rabinovich, Yoram Malka, Talya Oron, Renaud Boistel,
                                                                  Vlad Rumsfeld & Sarig Gafny (2013): The rediscovered Hula painted frog
                                                                  is a living fossil. Nature Communications 4: 1959. DOI 10.1038/
                                                                  ncomms2959





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