Page 45 - diy Fachmagazin Ausgabe 8/2020
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Garten
Spoga+Gafa Messen
Nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ hat die Messe tiven Wachstums. Die Entwick- Überlegungen so zusammen:
gerade in den vergangenen Jahren deutlich zugelegt. lung der Spoga+Gafa hin zu einer „Ziel unserer Gespräche mit der
global relevanten Mehrwert- und Branche ist es, gemeinsam ei-
dass sie auf Aussteller und Be- tinentaler Ebene habe sich eine Kommunikationsplattform stehe ner starken Messe die Chance
sucher aus Übersee würde ver- große Mehrheit der Aussteller dabei im strategischen Fokus der zu geben, noch weiter an Stärke
zichten müssen und die Messe und Fachbesucher schließlich Messeausrichtung, schreiben die und Marktrelevanz zu gewinnen.
„ein vollkommen europäisches entschlossen, die Spoga+Gafa Kölner. Darauf aufbauend habe Im Mittelpunkt der Betrachtung
Bild“ zeigen würde, wie Lohrberg nicht zu besuchen. Mit dem Fach- die Koelnmesse die Einflüsse der steht dabei das über die Jahre
gesagt hatte. beirat habe man die Gesamtsitu- jüngsten Vergangenheit genutzt angepasste Orderverhalten inner-
Dennoch: Vor dem Hin- ation deshalb neu bewertet. und gemeinsam mit den betei- halb vieler Teile der Branche. Um
tergrund der aktuellen Covid- Dass das keinem der Betei- ligten Gremien über den zukünf- diesem noch besser gerecht zu
19-Entwicklung, der Nachrich- ligten leicht gefallen ist, darf man tigen Veranstaltungstermin der werden, findet die Spoga+Gafa,
ten um neue Infektionsfälle in getrost annehmen. Schließlich größten Gartenlifestyle-Messe beginnend im kommenden Jahr,
Deutschland und der Reisesitu- steckt die Spoga+Gafa in einer der Welt beraten. Oliver Frese, dauerhaft Ende Mai oder Anfang
ation insbesondere auf interkon- Phase qualitativen und quantita- COO der Koelnmesse, fasst die Juni statt.” n
Auch Köln kann Wumms Schon seit Jahren haben sich vor al-
lem diejenigen Aussteller (und die für
Nur Mut? Mehr als das: Mit Realitätssinn wurde die richtige sie relevanten Besucher), die ihre Ware
Entscheidung getroffen. Ein Kommentar. in Fernost produzieren (lassen), über
den für ihr Geschäft viel zu späten Ter-
Mit Wumms, so hat es Finanzminister Olaf Scholz gesagt, als er min beklagt. Anfang September war der
das Corona-Konjunkturpaket angekündigt hat, werde Deutsch- Drop längst gelutscht, wenn es um
land aus der Krise kommen. Dass nicht nur Berlin, sondern auch große Mengen in den Hauptsortiments-
Köln Wumms kann (jedenfalls, aber hoffentlich nicht nur rheto- bereichen Gartenmöbel und Grills ging.
risch), hat die Koelnmesse gezeigt. Die Messegesellschaft hat Mit Blick auf die Besuchergruppe der
viel Mut bewiesen, als sie die Spoga+Gafa für das Jahr 2020 Gartencenter und des Fachhandels
abgesagt hat, und noch mehr Mut, als sie sie auf einen neuen hieß es dabei immer: Für sie ist der
Termin verschoben hat. Termin als letzte Ordermöglichkeit zur kommenden Saison gut.
Nur Mut? Nein, sie hat mehr bewiesen: Realitätssinn und die Doch dazu passte nicht, dass die – freilich viel kleinere – Gardiente
Fähigkeit, auf geänderte Rahmenbedingungen mit neuen Lösun- von Anfang an auf den Frühsommertermin gesetzt hat, obwohl
gen zu reagieren – auch bei einem so unbeweglich scheinenden sie doch genau auf diese Sortimente und diese Besuchergruppe
Dickschiff wie der Spoga+Gafa. spezialisiert ist. Und auch die (in den vergangenen Jahren immer
Dabei: Unbeweglich war diese Messe gerade in den jüngsten wieder gebeutelte) Tendence in Frankfurt findet Anfang Juli und
Jahren nicht. Darauf weisen die Kölner zu Recht hin. Rahmenpro- damit deutlich früher als die Spoga+Gafa bislang statt.
gramm, Messemotto, die POS-Inseln, die mit dem IVG auf die Ob sie für oder gegen eine Absage waren: Alle potenziellen
Beine gestellten Sonderflächen, auf die auch in früheren Jahren Aussteller haben in den viel beschworenen Corona-Zeiten das
verloren gegangene Aussteller zurückgekehrt sind – all das be- Problem, dass sie mit ihren Zielgruppen irgendwie kommunizie-
legt nicht nur, dass die Messemacher kreative waren und sind, ren müssen – ohne die Möglichkeit, ihre Produkte erlebbar zu
sondern vor allem auch, dass sie durch kontinuierlichen Dialog machen, oft ohne den echten, nicht-virtuellen Kontakt von Mensch
ein Gespür dafür haben, was die Branche will und braucht. zu Mensch, dafür aber mit einem viel größeren Aufwand für alle
Die Kombi aus Mut, Realitätssinn und Gespür führte nun auch Beteiligten.
zur, wie ich finde, richtigen Entscheidung, die Messe ein gutes Das Fehlen einer Messe verschärft dieses Problem nur noch
Stück im Jahr vorzuverlegen. Dieser Termin wird nicht allen ge- weiter und zeigt dadurch, wie wichtig starke Messen für starke
fallen – aber das hat der bisherige auch nicht getan. Doch gerade Branchen sind. Deshalb verstehe ich die Entscheidung der Koeln-
für die Baumärkte und andere große Distributionsformen liegt er messe als eine Entscheidung aus einer Position der Stärke her-
richtig. aus: Man hat die Krise zu nutzen gewusst – mit Wumms.
Rainer Strnad
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