Page 62 - Caridina Ausgabe 03/2023
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Zeit halten sie sich versteckt und fressen anhand ihrer grau-weißen Beinchen, Sche-
nur noch wenig oder gar nicht mehr. ren und Hinterkörper auszumachen, zumal
Die 100 bis 300 Eier sind anfangs dun- sie sich oft zu mehreren an irgendwelche
kelgrau oder grünlich und ihr Durchmes- fressbaren Partikel klammern.
ser beträgt etwa zwei Millimeter. Später Kommt die Mutter vorbei, klettern zu-
quellen sie noch etwas auf und werden mindest einige wieder unter ihren Bauch,
heller, gelblich, bräunlich und schließlich und es dauert unter Umständen eine ganze
orangefarben, sodass man die Entwicklung weitere Woche, bis alle Jungtiere die Mut-
der Jungkrebse in den Eiern verfolgen kann. ter verlassen haben. Sie nehmen sofort und
Ihre Entwicklungszeit dauert bei 25 °C un- bereitwillig jedes Futter, dezimieren sich
gefähr 21 Tage. aber auch untereinander. Das Weibchen
stellt ihnen nicht nach und scheint selbst
Entwicklung der Larven jetzt, nach etwa vier Wochen, noch immer
Etwas Restdotter ist im Nacken der Babys
noch als orangefarbener Fleck erkennbar. Sind die Larven geschlüpft, ragen die keinen rechten Appetit zu haben.
vielen winzigen Antennen und Beinchen Man kann es durchaus noch ein bis zwei
weißlich, wie ein kurzer Flaum, zwischen Wochen bei den Jungen lassen, was an-
In dieser Position gibt das Männchen den Dottern hervor. Zu diesem Zeitpunkt geraten ist, weil sich die Weibchen nach
die Spermien ab, die als Paket zwischen wölbt sich der Carapax hoch über den Rest- dem Entlassen der Jungen meist häuten.
dem letzten Schreitbeinpaar des Weib- dotter, während die Schwanzenden kaum Und das ist in Gesellschaft der Jungen
chens zu sehen sind. Das Weibchen putzt auszumachen sind. Offensichtlich hängen zumindest gefahrlos möglich. Außerdem
dann die Unterseite des Schwanzstückes die Larven mit den hinteren Beinpaaren an räumt man den Weibchen so etwas Ruhe
und sondert ein schleimiges Sekret ab, den Schwimmfüßen der Mutter fest. ein, während sie andernfalls sofort wieder
durch welches das Spermapaket aufgelöst Sie werden noch weitere zwei bis drei begattet und trächtig werden.
wird und sich an der gesamten Unterseite Wochen – bei niedrigen Temperaturen Durch die Haltung und Zucht in Teichen
des Schwanzstückes verteilt. Dort hinein länger – von der Mutter umher getragen. hat man herausgefunden, dass Eier und
legt das Weibchen die Eier, wobei es den Während dieser Zeit werden die Dotter auf- Larven Altwasser und Sauerstoffmangel
Schwanzfächer eingerollt hält. gezehrt, und wenn die ersten Kleinen die nicht oder kaum vertragen. Sauerstoffrei-
Nach 24 Stunden haften die Eier fest Mutter kurzzeitig verlassen, ist ihr Dotter- ches Wasser mit pH-Werten von 7,0 bis 7,5
an den Schwimmfüßen, sodass sich das vorrat ganz verbraucht. Die orange Färbung scheint Alttieren und Brut am besten zu
Weibchen auch mit gestrecktem Hinterleib unter dem Carapax ist völlig verschwunden, behagen. In saurem Wasser sollen häufiger
fortbewegen kann, ohne das Gelege zu ver- sodass man sich schon anstrengen muss, Pilzerkrankungen auftreten und Eier und
lieren. Besonders bewegungsfreudig sind die etwa einen Zentimeter messenden Klei- Larven absterben.
tragende Weibchen aber nicht. Die meiste nen zu entdecken. Am leichtesten sind sie Im üblichen Rahmen gechlortes Frisch-
wasser schädigt dagegen offensichtlich
weder erwachsene Krebse noch Eier und
Larven. Günstige Bedingungen in Hinsicht
auf Wasserqualität, Durchlüftung, Tempe-
ratur und Futter vorausgesetzt, wachsen
die Jungtiere innerhalb von neun Monaten
auf acht bis neun Zentimeter Gesamtlänge
heran.
Text & Fotos: Uwe Werner
Uwe Werner, Jahrgang
1948, betreibt mehr als
40 Aquarien, sucht fast
jedes Jahr in den Tropen
nach Aquarienfischen und
schreibt für diverse Aquari-
enzeitschriften n
Hier bedroht ein erwachsenes Weibchen den Betrachter.
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