Page 66 - Caridina Ausgabe 3/2022
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unsere Kolumnistin ulli Bauer erzählt aus dem ganz alltäglichen Wahnsinn
einer Garnelenverrückten, die sich im Online-universum bewegt.
Ullis
Libellenlarven – oder: Sie werden uns ALLE töten!
Ja, natürlich: Eine Libellenlarve in einem Garnelenaquarium ist nicht wirklich lusti g. Die kleinen Räuber können
erstaunlichen Appeti t entwickeln und erbeuten durchaus auch Garnelen, von denen man rein größenmäßig nicht
gedacht hätt e, dass sie ihnen noch zum Opfer fallen. Was nicht ins Maul passt, wird passend zurechtgebissen…
und selbst Kleinlibellenlarven (links) können mit ihrer Fangmaske tatsächlich kleine Jungfi sche oder sogar Nanofi -
sche erbeuten (wobei sie kleinere Kost bevorzugen, die ist weniger anstrengend zu überwälti gen. Libellenlarven
sind im Grunde ihres Herzens halt doch immer noch Energiesparer).
Aber schon Guppygröße ist selbst für ziemlich ausgewachsene Großlibellenlarven (rechts) eine Herausforde-
rung. Die Behauptung, dass Libellenlarven ALLE Fische und ALLE Garnelen im Aquarium auff utt ern, ist also schon
deutlich undiff erenziert und ein klein wenig aus der Lu� gegriff en.
Was macht Libellenlarven neben ihrer Eigenscha� als hocheff ekti ve Jäger so lästi g? Libellen legen ihre Eier o�
in kleinen Gelegen ab. Wenn man eine Libellenlarve sieht, ist die Chance groß, dass da noch einige mehr im Aqua-
rium sind. Hat man die bereits geschlüp� e Larve dagegen in einer Blatt achsel sitzend mitgekau� , ist dem natür-
lich nicht so. Außerdem sind Libellenlarven in der Natur ein
begehrtes Fischfutt er und tarnen sich entsprechend gut, sie
sind also sehr schwer zu fi nden.
Nun hat man einen der kleinen Räuber also im Aquarium
gefunden was tun? Sofort melden sich in den sozialen Netz
werken die „Experten“: Libellen sind geschützte Tiere, also ab
Grafi k: Ordem Odonata / CC-SA4.0 Natur gelangen – zu groß ist die Gefahr, dass Keime und Pa-
damit in die Natur! Das könnte allerdings nicht falscher sein!
Zuerst einmal sollte gar nichts aus dem Aquarium in die
rasiten verschleppt werden, die bei uns nicht heimisch sind,
Sti chwort: Krebspest (die ist nur ein Beispiel, es gibt ja noch
deutlich mehr Krankheitserreger). Das gilt auch für eigentlich
heimische Arten, hier gibt es sehr eindeuti ge Aussagen von Naturschutzbehörden. Außerdem sind laut diversen
Untersuchungen sehr viele Libellenlarven nicht von hier, sie werden nämlich zusammen mit tropischen Wasser
Was also tun? Man könnte die Libellenlarven natürlich einfach töten (oder an größere Fische verfütt ern), aber
pfl anzen importi ert.
nicht alle bringen das übers Herz. Aufziehen und dann in die Natur entlassen verbietet sich leider von selbst, wir
wollen ja keine nicht heimischen Arten einschleppen! Es gibt aber tatsächlich ein Licht am Horizont: Julia Schmitt
hat eine Auff angstati on für Libellenlarven am Start. Mehr Infos zu Versand und Ablauf sowie eine Kontaktmöglich-
keit fi ndet ihr hier: www.facebook.com/LibellenAuff angstati on/
So dürfen die Libellen weiterleben – fi nd ich richti g gut!
Eure
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