Page 59 - Caridina Ausgabe 1/2022
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teils mit der Zerstörung von Ökosystemen,
           Einschleppung von Krankheiten wie auch

           unnötigen Emissionen beim Transport nach
           Europa verbunden, so Timon. „Wir wollen
           unseren ökologisch-ökonomischen Beitrag

           zur Gesellschaft leisten.“
              „Wir wollen unseren ökologisch-ökono-
           mischen Beitrag zur Gesellschaft leisten.“

           Sie haben einen starken Partner gefunden,
           um einen Teil ihrer Umsätze in ökologisches
           Kapital umzuwandeln: Mit Trees-for-the-
           Future (Trees.org) helfen sie, um Bäume
           pflanzen zu lassen, wo zuvor Monokulturen

           das Land ausbluten ließen. Neue Waldgär-
           ten erneuern und beleben den ausgelaug-
           ten Boden und spenden Menschen sichere
           Nahrung und Einkommen im ganzen Jahr.
           Für Käufe im eigenen Online-Shop wird für

           jede Garnele ein Baum gepflanzt.
              Die Vision ist eine nachhaltige, hochwer-  für Algen (Algenproduktion und Qualitäts-  Auch die Glasrosen-



           tige und ökologische Aufzucht von Garne-  kontrolle) gründete er die R(h)eingarnelen.    garnele steht auf dem
           len für die Aquaristik wie für Speisegarne-  Zuletzt dazugestoßen ist Jannik Handl, der   Plan, eine Putzergarne-

           len – neben den Amanos wollen Timon &   international Erfahrungen im Bereich Aqua-       le, die bisweilen auch


           Co. demnächst auch Fächergarnelen und   kultur gesammelt und Biowissenschaften in        die bei Riffaquarianern


           einige Caridina-Arten mit primitivem Fort-  Rostock und Aquakultur in Gent (Belgien)     so unbeliebten Glasro-

           pflanzungstyp sowie der Pfefferminz- oder   studiert hat. Er entwirft und betreibt die   sen frisst.


           Glasrosengarnele (Lysmata wurdemanni)   ressourcen-schonenden Rezirkulationsan-



           für die Riffaquaristik sowie die „Whiteleg-  lagen.
           Garnele“ (Litopenaeus vannamei) für den   So begann nach ersten, unzureichenden
           Lebensmittelmarkt züchten und deutsche   Hinweisen im Internet der Weg, nach einer

           Aquafarmen beliefern.                geeigneten Aufzuchtmöglichkeit zu suchen,
              Derzeit werden von rund 50.000 Ton-  im Juni 2018 an der Uni Duisburg-Essen.
           nen „Shrimps“, die in deutschen Haushal-  „Die Grundlagen des Studiums halfen uns
           ten verzehrt werden, nur 100 Tonnen in   bald, das passende Futter für die Larven zu

           Europa produziert, davon wiederum nur   ermitteln.“ Nach vielen Versuchen, etlichen

           die Hälfte in deutschen Garnelenfarmen.   gezählten Garnelen und Beobachtungen

           Die importierten Speisegarnelen werden   unter dem Mikroskop entwickelte das Trio   Der Japaner Takashi Amano gilt als

           größtenteils entlang der Küsten Asiens und   Methoden, um auch eine wirtschaftlich ef-  Begründer des Aquascapes, mit



           Südamerikas produziert, wo die Zuchtfar-  fektive Zucht zu ermöglichen.         dem prachtvolle Landschaften im

           men wichtige Mangrovenwälder zerstören.  Das dauerte gut ein Jahr und seit 2019   Aquarium nachgebildet werden.

                                                züchten sie nun im Sinne des Strukturwan-  Um seine Kunstwerke frei von
            GEboREN AUF KoHLE                   dels dort Garnelen, wo einst die Kohle ge-  Algen zu halten, setzte Amano

           Timon, mit vollem Namen Christian Timon   schürft wurde, gemäß dem im Ruhrpott     vielfach diese Garnelen in seinen

           Orths, für den stets auch das Tierwohl im   beliebten Spruch „auf Kohle geboren“. Der   Becken ein und wurde so zum Na-

           Vordergrund  steht,  studierte  Chemie  an   Erfolg basiert laut Timon auf selbst herge-  mensgeber der fleißigen, kleinen
           der  RWTH  Aachen  und  „Water  Science“   stelltem, frischem Futter. Dabei haben die   Aquarienfreunde. Sie werden bis

           an der Uni Duisburg-Essen (Duisburg liegt   Jungunternehmer sich an den natürlichen   zu 6 cm groß und bis zu zehn Jah-
           nicht nur an der Ruhr, sondern auch am   Lebensbedingungen der Larven im Meer   re alt. Im Süßwasser können sie
           Rhein! ;-) ). Zusammen mit Christoph Oliver   orientiert und füttern sie mit Phyto- und   sich nicht vermehren, die Larven



           Poschmann, Chemielaborant und Spezialist   Zooplankton.                         benötigen Salzwasser.
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