Page 53 - CaridinaAusgabe 3/2021

Unsere Kolumnistin Ulli Bauer erzählt aus dem ganz alltäglichen wahnsinn

einer Garnelenverrückten, die sich im online-Universum bewegt.

Ullis

Hilfe – was ist das?
Woher kommt eigentlich diese Angst vor dem Unbekannten? Da werden harmlose Mützenschneckchen im Aquarium
gefunden, die nahezu Panikattacken auslösen, weil: kennt man nicht, könnte gefährlich sein!
Ein ganz anderer und eventuell entspannterer Ansatz wäre doch eigentlich: Cool, was ist denn das? Lasst uns
doch wenigstens hin und wieder die Angst vor dem Unbekannten ablegen, wecken wir die Lust am Forschen wieder
in uns! Ein bisschen wie damals als Kinder, als wir durch die Wiesen streiften und die Welt entdeckten. Grade ein
Aquarium eignet sich wunderbar dazu, die allermeiste Begleitfauna ist immerhin nützlich bis harmlos, man könnte

hier also von der Grundeinstellung durchaus positiv drangehen.
Und wenn‘s dann doch eine Planarie oder ein Schneckenegel ist: Locker weiteratmen, auch die haben es bisher noch

nicht zur Weltherrschaft gebracht.

Wann ist eine Linie eine Linie?

Das Phänomen kommt in der Garnelenszene immer wieder – alte Hasen mögen sich an die Benibachi-Bienengarne-
len erinnern: Hier hatten wir die Pure Red Line (PRL) des Züchters Benibachi aus Asien, die besonders hohe Anforde-
rungen hinsichtlich Farbdichte, Weißfärbung und Gliedmaßenfärbung erfüllte. Nach diesen Tieren schleckten sich
viele die Finger und zahlten abartige Preise, nur um den „Benibachi“-Nachwuchs dann ebenfalls teuer zu verticken.
Weil zwar der Original-Züchter auf Qualität, aber die Nachfolger nur auf Masse züchteten, wurde „Beniba-
chi“ schnell zu einem Synonym für „teuer und wenig qualitätsvoll“. Weiteren Linien wie zum Beispiel den „Ellen
Wang“-PRL droht dasselbe Schicksal. Die früh verstorbene Züchterin legte großen Wert auf saubere Farben, eine
klare Farbtrennung, hohe Grades und rote Beine. Nun wird der Ellen-Wang-Stamm nach ihrem Tod vor einigen
Jahren zwar immer noch vermehrt, aber die Ergebnisse stimmen nicht mehr immer mit den hohen Ansprüchen der

Es wäre schade, wenn ein weiterer „Name“ verramscht würde. Eine Rückkehr zu den hohen Zielen der ursprüngli-
Züchterin überein.
chen Zucht wäre sehr wünschenswert, damit die tollen alten Linien so überdauern können, wie sie intendiert waren.

Wir stehen zusammen!
…man kann zwar über die Garnelen-Community viel meckern, aber wenn‘s drauf ankommt, stehen wir zusammen.
Angesichts der fürchterlichen Hochwasserkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen hat sich mal
wieder gezeigt, dass auf die Garnelenleute Verlass ist. Sobald klar wird, dass es Betroffene gibt, gibt es auch Hilfs-
angebote – einer bietet an, Leute bei sich wohnen zu lassen, deren Haus weggespült wurde, andere schicken Klamotten
und was sonst noch benötigt wird Dritte spenden großzügig, wieder andere, die näher dran wohnen, kommen und

helfen mit Armschmalz.
Leute, ich bin stolz auf euch!!!

Eure

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