Page 56 - Caridina Ausgabe 1/2018
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Foto: Michael Schwendinger
PFLANZEN
Deutlich ist hier zu sehen, wie sich die Pflanze durch
ihre Ausläufer verbreitet hat.
den konnte (die deutsche Firma Dennerle), ihm jedes
Fitzelchen zu schicken, das in Europa zu finden war.
Unglücklicherweise wurde genau diese Sendung
im Zoll aufgehalten, weil Glossostigma noch nie nach
Japan importiert worden war und keiner wusste, in
welche Pflanzenfamilie man es einordnen konnte. So
ging praktisch alles dieser wertvollen Fracht in der
Foto: Oliver Abdorf suchte, die kläglichen Überreste in einem Aquarium
Sommerhitze ein. Amano aber gab nicht auf und ver-
wieder aufzupäppeln.
Zwei Monate lang tat sich gar nichts, nicht ein ein-
ziger neuer Trieb war zu sehen. Er experimentierte
weiter und gab Holz zur Ansäuerung des Wassers ins
Becken, außerdem auch flüssige Nährstoffe wie Eisen
und organische Säuren. Und plötzlich trieb das Glos-
sostigma aus! So entstand 1991 das erste Layout mit
einem Bodendecker und erregte großes Aufsehen.
PFLEGE NICHT GANZ EINFACH
Auch wenn Glossostigma mittlerweile zum Standard-
sortiment eines jeden Aquarienpflanzenhändlers ge-
hört, ist die Kultivierung im Aquarium damals wie heu-
te nicht ganz einfach. Mit ein wenig Know-how und
So dicht kann ein perfekter Rasen aus Glossostigma elatinoides werden. technischer Unterstützung steht aber einem schönen
Teppich nichts im Wege.
Man sollte sich die Mühe machen und die gekauf-
ten Töpfe bzw. In-Vitro-Becher in kleine Portionen mit
je zwei bis drei Trieben aufteilen. Sie werden nun alle
paar Zentimeter in die zu begrünende Fläche gesetzt.
Am einfachsten geht diese Arbeit mit einer Pinzette.
Die Triebe werden ordentlich tief ins Substrat gesteckt,
damit nichts aufschwemmen kann. Es genügt, wenn
das oberste Blattpaar durch den Bodengrund spitzelt.
Nun muss sich das Glossostigma in die neue Umge-
bung für etwa zwei Wochen eingewöhnen und bildet
dann die neuen submersen Triebe aus.
Jetzt erfolgt ein wichtiger Schritt: Diese neuen
Triebe sollten als Kopfstecklinge abgeschnitten und
wiederum einzeln in den Bodengrund gesetzt werden.
So beginnt die Pflanze rasch mit ihrem horizontalen
Wuchs und bildet allmählich das gewünschte dichte
Polster. Wird dieses irgendwann zu dick, kann man
ohne Bedenken „Rasen mähen“ und das Ganze wieder
zurückschneiden und auslichten. Das Glossostigma
Von oben betrachtet wird der deutsche Name wird es einem mit frischen, kompakt wachsenden
„Zungenblatt“ nachvollziehbar. neuen Trieben danken.
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