Page 29 - Caridina Ausgabe 4/2016
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GARNELE, KREBS & CO.




                 Links: Diese Geosesarma war am Tag auf dem Wald-
                 boden unterwegs.


                Nicht nur ihrer Attraktivität und geringen Größe, son-
                dern auch der Möglichkeit wegen, sie im Terrarium
                nachzuziehen, verdankt diese Gattung ihre Beliebt-
                heit. Sie gehören dem fortgeschrittenen Fortpflan-
                zungstyp an: Die Weibchen tragen wenige, dafür aber
                relativ große Eier unter ihrer Bauchklappe, aus denen
                je nach Art winzige, bereits vollständig entwickelte
                Mini-Geos oder weit entwickelte Larven schlüpfen.
                  Über 50 Arten sind mittlerweile beschrieben, viele
                weitere warten in Forschungssammlungen oder in ih-
                ren süd- und südostasiatischen Verbreitungsgebieten
                auf ihre wissenschaftliche Beschreibung beziehungs-
                weise Entdeckung. Von den Philippinen sind bisher nur
                fünf Geosesarma-Arten beschrieben, der tatsächliche
                Artenreichtum des Archipels dürfte aber um einiges
                höher sein.
                  Alleine auf der Insel Panay, die in der Mitte des   sel von meinem Fenster aus beobachtet, wie sie als   Die roten Panay-
                Inselstaats liegt, habe ich bisher vier sehr unterschied-  rote Farbtupfer durch das Geäst der Bäume kletterten.  Geosesarma wer-
                liche Formen gefunden, von denen nach ersten Ver-  Zu  diesem  Zeitpunkt  habe  ich  mich  allerdings   den nur selten
                gleichen keine der von dort beschriebenen und nur   noch nicht sonderlich für Krabben interessiert und   größer als einen
                                                                                                             Zentimeter.
                vom Typusmaterial her bekannten Art G. rathbunae   bin schon aufgrund ihrer Häufigkeit davon ausgegan-
                entspricht. Die Beschreibung einer dieser Arten, einer   gen, dass sie wissenschaftlich bestens bekannt sind.
                dreifarbigen Geosesarma mit einem sehr kleinen Ver-  Seitdem sind sie mir während aller Reisen auf Panay
                breitungsgebiet im Norden von Panay, ist inzwischen   begegnet,  nicht  nur  in  dem  die  Forschungsstation
                auf dem Weg.                                   umgebenden Tieflandregenwald, einem Mosaik aus
                  Die auffälligste Geosesarma von dort ist leuchtend
                rot und ähnelt sehr stark der aus Sabah im Nordos-
                ten Borneos beschriebenen G. aurantium. Allerdings
                wäre ein so weites, von einer breiten Meerespassage
                unterbrochenes Verbreitungsgebiet für eine Geose­
                sarma-Art ein absolutes Novum und ist extrem un-
                wahrscheinlich.


                ERSTE BEOBACHTUNGEN
                Das erste Mal aufgefallen sind
                mir diese kleinen roten Land -
                krabben schon vor über 15
                Jahren. Nach regenreichen
                Nächten habe ich morgens
                während meines ersten Auf-
                enthalts  in  einer  einfachen
                Forschungsstation  im  Zentrum
                der nordwestlichen Panay-Halbin-



                Versteckplätze in totem Holz sind beliebt,
                hier haben gleich drei der kleinen Krabb-
                ler Unterschlupf gesucht.




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