Page 54 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 05/2022
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Ein Wildfang des
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                                                                                                 schwanzmakropoden
                                                                                                 aus dem Jahr 2020.


                            Spitzschwanz-






                                 makropoden









            Kleinbleibende Labyrinthfische mit lanzettlich zugespitzten Schwanzflossen




        Die  Spitzschwanzmakropoden  verteilen   In den 1980er-Jahren kannte man nur zwei   Er hatte nämlich kein sichtbares Seitenli-
        sich auf drei Gattungen, nämlich Pseud-  Formen, nämlich die „kleinen Rotäugigen“   nienorgan, während „normale“ Schwarze
        osphromenus, Malpulutta und Parosphro-  von Sri Lanka und einen Stamm, den Charly   Spitzschwanzmakropoden  4-8  durchbro-
        menus; auf Malpulutta, endemische Spitz-  Rossmann von Goa mitgebracht hatte, der   chene Schuppen haben. Ich wollte diese
        schwanzmakropoden von Sri Lanka, will ich   etwas größer war und eine messingfarbene   Tiere als neue Art beschreiben und züch-
        hier nicht eingehen, über sie wurde bereits   Iris aufwies.              tete  drei  Generationen  von  ihnen.  Ich
        ausführlich in „aquaristik“ berichtet.  Die  heute  gepflegten  Stämme  gehen   gab mir viel Mühe mit den Fischen und
                                             meist auf Importe aus Kerala zurück. Eine   machte viele Wasserwechsel. Alle drei Ge-
        Schwarzer Spitzschwanzmakropode      sehr große – erwachsene Männchen kön-  nerationen, die ich erzüchtete, zeigten die
        Die am weitesten verbreitete Spitzschwanz-  nen mit Schwanzflosse, aber ohne den Zip-  Merkmale des „Kalkutta-Giganten“: grau,
        makropoden-Art  ist  der  Schwarze  Spitz-  fel gut 8 cm lang werden – und dazu relativ   groß, keine Seitenlinie.
        schwanzmakropode  (Pseudosphromenus   farblose Form wurde 1997 von Aquarium   Ich fuhr nach Paris ans Naturhistorische
        cupanus).  Er  kommt  entlang  der  südin-  Glaser importiert. Exportiert wurden sie   Museum, untersuchte dort die Typusexem-
        dischen Küste (aber stets im Süßwasser)   von  Kolkata  (früher  Kalkutta).  Ich  nahm   plare  von  Pseudosphromenus  cupanus
        vom  Osten  (Koromandelküste)  bis  zum   daher damals an, es sei eine neue, weiter   (klein, schwarz, mit Seitenlinie), machte die
        Westen (Malabarküste) und auch auf Sri   nordöstlich vorkommende Art. Abgesehen   zur Beschreibung üblichen Messreihen und
        Lanka vor. Entsprechend der weiten Ver-  von Größe und Färbung unterschied sich   Zählungen. Die vierte Generation wollte ich
        breitung ist die Art variabel im Aussehen.   dieser „Kalkutta-Gigant“ auch anatomisch:   nicht  mehr  aufziehen,  denn  keiner  mei-



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