Page 26 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 05/2022
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Schwerpunktthema
nicht nur die Genetik ausschlag-
gebend ist, sondern zusätzlich
mit beispielsweise Farbfutter, das
Karotinoide enthält, die Rotfär-
bung noch intensiviert wird.
Gefleckte „Zebras“
Schließlich gelangten Ende der
1990er-Jahre aus asiatischen
Zuchtanlagen gefleckte Kaiser-
buntbarsche auf den deutschen
Markt. Hierbei handelte es sich
um Hybriden (Bastarde), die aus
der Kreuzung eines Kaiserbunt-
barsches aus dem A.-baenschi-
Artenkomplex mit einem gefleck-
ten Malawisee-Zebrabuntbarsch
(sogenannte OB-Morphe von Gefleckte Kaiserbuntbarsche gibt es inzwischen in sehr unterschiedlicher farblicher „Ausführung“.
Maylandia zebra) beziehungs-
weise einem anderen gefleckten
„Zebra“-Artigen (M. estherae?)
„kreiert“ wurden. An den ersten Exem plaren konnte man den
„Zebra-Zusatz“ anhand der schlanken Gestalt und der Kopfform
noch gut erkennen.
Nach und nach wurden die gefleckten Hybriden immer wieder
mit reinrassigen Aulonocara gekreuzt, sodass die ursprüngliche
Kaiserbuntbarsch-Körperform wieder in den Vordergrund trat.
Die Fleckung blieb teils erhalten, trat mitunter aber auch zurück.
Heute ist festzustellen, dass es eine große Vielzahl von farblich
oftmals sehr unterschiedlichen Hybrid-Zuchtformen gibt. Einige
davon entstanden durch Einkreuzung weiterer fremder Arten, was
sich beim Anblick der Nachzuchten mitunter nur noch erahnen
lässt und was von den Züchtern als eine Art Betriebsgeheimnis
oftmals verschwiegen wird.
„Bonbonfarbenbuntbarsche“ A. sp. „Chitendi Type East Coast“ lebt an der malawischen Ost-
Zu betonen ist, dass die verschiedenen, unglaublich intensiven küste (nördlich Makanjila). Ein später vergebener Handelsname
Farbpigmente, die man insbesondere den Bastardformen (z. B. lautet A. sp. „Masinje“.
„Firefish“) angezüchtet hat, keinerlei biologische Bedeutung haben.
Mit den natürlichen Arten haben derartige „Bonbonfarbenbunt-
barsche“, wie sie von den Liebhabern der Wildformen manchmal
genannt werden, selbstverständlich nichts mehr zu tun.
Davon losgelöst ist nachvollziehbar, dass Aquarianer, bei denen
weniger die Natur, die man sich mittels Aquarium mit all ihren Dr. Andreas Spreinat,
Facetten ins Heim holen kann, im Vordergrund steht, sondern vor Jahrgang 1960, gelernter
Mikrobiologe, Aquarianer
allem der optische Effekt zählt, von der knalligen Farbenpracht seit Kindesbeinen. Sein
schwer beeindruckt sind und diese Hybriden anschaffen. Nicht Schwerpunkt sind Buntbar-
umsonst haben etliche wirtschaftlich orientierte Züchter Bastard- sche des Malawi sees, wozu
Kaiser im Programm und ziehen diese in großen Mengen nach. er zahlreiche Bücher und
Artikel veröffentlicht hat n
Text & Fotos: Andreas Spreinat
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