Page 63 - Aquaristik Ausgabe 4/2022
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Der Apoyo-Kratersee in Nicaragua.


















           Der Zitronenbuntbarsch A. citrinellus entwi-  Ufer des Nicaraguasees mit anrollender   Ein A. citrinellus in normaler, dunkler

           ckelt mitunter Stirnbeulen.          Brandung.                            Färbung am Fundort am Nicaraguasee.


           Alles, was er berü hrte, wurde zu Gold – so   mittelamerikanischen Midas-Cichliden und


           eine Sage um Kö nig Midas aus der griechi-  identifizieren eine Variante, die durch ein
           schen Mythologie. Weniger magisch, aber   „springendes Gen“ (Transposon) hervor-

           dennoch golden geht es bei den mittel-  gerufen wurde. Diese Variante ist mit gro-
           amerikanischen Midas-Buntbarschen zu. So   ßer Wahrscheinlichkeit die Ursache fü r die
           entwickeln einige dieser Fische im Laufe   goldene Fä rbung, die man bei etwa zehn
           ihres Lebens eine leuchtend-goldene bis   Prozent der  sonst dunkelgefä rbten,  er-
           rote Fä rbung, die sich deutlich von der   wachsenen Tiere dieses Artenkomplexes


           vertikalgestreiften, dunkeltö nigen Fä rbung   beobachten kann.
           ihrer Artgenossen abhebt. Bei dem „gol-
           dentouch“ (engl. fü r „Goldene Berü hrung“)   Eine Art, verschiedene Formen
           handelt es sich jedoch nicht um das Wirken   In der Natur kann es vorkommen, dass   Steckbrief

           der griechischen Gottheit Dionysos, son-  sich Individuen derselben Art in Form   Erstbeschreibung: G���he�, 1864
           dern um ein bisher unbekanntes Gen der   oder Fä rbung stark voneinander unter-  Dt. Name: Zitronenbuntbarsch,
           Fische.                              scheiden, dieses Phä nomen nennt die      Midas-Cichlide, Midas-Buntbarsch
              Die Beschreibung des Gens sowie die   Wissenschaft  „Polymorphismus“.  Die  13   Größe: 30 cm

           Entdeckung verschiedener Varianten, die   Fischarten,  die  zu  den  mittelamerikani-  Herkunft: Nicaragua bis Costa Rica


           fü r die unterschiedliche Färbung der Fische   schen Midas-Buntbarschen (Amphilo-  pH-Wert: 7-8,5
           verantwortlich sein kö nnten, wurden nun   phus cf. citrinellus) gehö ren und in den   °dGH: 8-25

           durch ein Team aus Wissenschaftlern um   Kraterseen Nicaraguas beheimatet sind,   Temperatur: 22-28° Celsius
           den Konstanzer Biologen Professor Axel   bieten dafü r ein anschauliches Beispiel:   Nahrung: Aufwuchs, Algen,
           Meyer in der Fachzeitschrift Nature Com-  Wä hrend diese Fische zunä chst stets eine   Kleinkrebse, Schnecken; Lebend-,

           munications  verö ffentlicht.  Konstanzer   dunkle Fä rbung aufweisen, nehmen die   Frost- und Flockenfutter



           Biologen beschreiben ein neues Gen beim   „genetisch Goldenen“ von ihnen im Laufe

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