Page 6 - Aquaristik Ausgabe 4/2022
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        Forscher untersuchen das „Tschechische Aquaristikphänomen“













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        Eine internationale Forschergruppe um den tschechischen Wissen-  beeinflusst. Die Studie geht auf die Geschichte der Aquaristik in

        schaftler Jindřich Novák führt den Begriff „Tschechisches Aquaris-  Tschechien ein und diskutiert damit verbundene Risiken. Sie listet






        tikphänomen“ ein, um die erhebliche wirtschaftliche und wissen-  die am meisten gehandelten und exportierten Arten auf, darunter
        schaftliche Bedeutung Tschechiens in der Zierfisch-Aquakultur zu   Arten, die sich in menschlicher Obhut nur selten vermehren. An-


        beschreiben. Ein großer Teil der Zierfischzucht wird von Privatper-  gesichts der enormen Vielfalt und des Umfangs der gehandelten

        sonen und Unternehmen in tropischen Ländern bereitgestellt, weil   Arten „schlagen wir vor, dieses Phänomen bei der Gestaltung

        viele Arten aus den Tropen stammen. Die Tschechische Republik   der Aquakulturpolitik, einschließlich des Managements invasiver
        bilde jedoch eine Ausnahme und dortige Anbieter (Bild: petra-  gebietsfremder Arten und der Ex-situ-Erhaltungsprogramme für

        aqua) hätten den globalen Markt seit Jahrzehnten maßgeblich   bedrohte Arten, zu berücksichtigen.“



                                                                 Brasiliens Savanne schrumpft

                                                                 Wie der WWF mitteilt, sind Brasiliens Grassavannen zwischen

                                                                 August 2020 und Juli 2021 um knapp 4 % geschrumpft. Grund
                                                                 ist vor allem der immer mehr zunehmende Sojaanbau. Die EU

                                                                 importiert derzeit 23 % ihrer Sojaeinfuhren aus dem Cerrado
                                                                 Brasiliens. Diese Grassavannen sind sowohl insgesamt ein
                                                                 empfindliches Ökosystem, da relativ trocken, als auch die


                                                                 Heimat zahlreicher annueller Killifischarten, also Killis, die nur

                                                                 in den in der Regenzeit entstehenden Tümpeln vorkommen,
                                                                 ablaichen und zu Beginn der Trockenzeit wieder aussterben
                                                                 – nur die Eier überleben bis zur nächsten Regenzeit. In den

                                                                 letzten Jahren sind zahlreiche neue Arten in solchen oft klei-
                                                                 nen Tümpeln entdeckt worden. In den Sojaanbaugebieten

                                                                 dürfte damit Schluss sein. Harro Hieronimus


















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   AQ2022-04_Endkorrektur_Buch.indb   6                                                                          16.05.2022   11:13:16
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