Page 61 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 03/2022
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Foto: Alexandra Tyers / CC-SA 2.0                      Foto: Michaelphoya / CC-SA 4.0











                Mbuna-Buntbarsche an den Mitande-Felsen. Es wurde schon von   Chambo heißen in Malawi diese Tilapien, die auf dem Markt als
                deutlichen Rückgängen der Populationen berichtet.    Speisefisch verkauft werden.




                serökosystem: Mit über 700 Buntbarscharten, von denen viele   der lokalen Bevölkerung und politischen Entscheidungsträgern bis


                weltweit nur hier vorkommen, stellt er 4 % der weltweiten Fisch-  hin zur Schaffung von alternativen Erwerbsquellen wie beispiels-

                biodiversität und insgesamt 14 % aller Süßwasserfischarten sind   weise Fischzuchten in Teichen.

                von diesem Ökosystem abhängig – auf der anderen Seite sorgen   VDA-Präsident Jens Crueger verweist dabei vor allem auf Chan-



                60.000 Fischer für die Gewinnung von Speisefischen. 450.000   cen und Potenzial des nachhaltigen Zierfischfangs. In den bishe-


                Menschen sind insgesamt beruflich abhängig von dem See.  rigen Konzepten zur Zukunft des Sees werde der Schwerpunkt

                                                                       vor allem auf die Speisefischerei gelegt. „Wir wissen aber sehr

                Bevölkerung verfünffacht                               genau um die positiven Effekte einer nachhaltig geplanten und




                Im Staat Malawi hat sich die Bevölkerung in den letzten Jahr-  sozial fairen Zierfischfischerei.“




                zehnten beinah verfünffacht: von vier Millionen Einwohnern im   Dabei könnten Wirtschaft, Umweltschutz und soziale Effekte
                Jahr der Unabhängigkeit, 1964, bis hin zu knapp 20 Millionen   ineinandergreifen. Durch die jahrzehntelange Zucht von Mala-
                heute. Mehr als die Hälfte lebt unter der Armutsgrenze, der Bedarf   wisee-Buntbarschen sei beachtliches Wissen über die Biologie


                an Nahrungsmitteln ist kaum noch zu decken. „Die Folgen sind   dieser Arten gewonnen worden. Weil sie in der Natur auszusterben

                Überfischung, Artenverlust und Verschmutzung“, erklärt Daniel   drohten, wenn sich die ökologische Situation nicht verbessere,



                Mwakameka, Geschäftsführer der Living-Lakes-Partnerorganisation   „ist es sinnvoll, die Erhaltungszuchten bei privaten Haltern, eine

                Action for Environmental Sustainability (AfES) in Malawi. Fisch aus   nachhaltige Zierfischerei und außerdem geeignete Maßnahmen


                dem See decke demnach etwa 70 % des Bedarfs an tierischem   des Capacity Buildings, etwa für Erhaltungszuchtprojekte direkt


                Eiweiß in seinem Land. Mit dem steigenden Konsum wachse der   vor Ort am See, stärker in den Fokus zu nehmen“, argumentiert
                Druck auf die Fischbestände.                           Crueger. Zum Wohle der Artenvielfalt, aber auch der lokalen Be-
                  Das Bevölkerungswachstum habe auch zu einer verstärkten   völkerung.



                Landbewirtschaftung  geführt  mit  unangemessenen  Praktiken,   Einen Appell an die Politik schiebt Kathrin Glaw hinterher, die
                Kahlschlag, Bodenerosion und hohem Einsatz von Düngemitteln   politische Referentin des VDA. „Als Dachverband unterstützen wir






                und Pestiziden, die den Nährsto�reislauf im See stören. Zudem   die zahlreichen ehrenamtlichen Initiativen für Erhaltungszuchten


                hat die Niederschlagsmenge in Ostafrika in den letzten 20 Jahren   bedrohter Fischarten. Wir können nur immer wieder dazu ermun-
                deutlich abgenommen und der Wasserstand des Malawisees ist   tern, das Knowhow und die Ressourcen dieser privaten Initiativen



                gesunken.                                              wertzuschätzen und aktiv in die Planungen einzubeziehen.“ Dem
                                                                       globalen Artensterben könne man nur gemeinsam begegnen: mit
                chancen durch Zierfischfang                             den Partnern vor Ort, mit Zoos und anderen wissenschaftlichen


                Für die Aquaristik ist er durch die vielen Cichliden bekannt, die   Institutionen, aber eben auch mit engagierten und kompetenten




                als Süßwasserpendants zu den bunten Fischen der Korallenriffe   Privatleuten.
                gelten. In dem Millionen Jahre alten Gewässer konnte sich im

                Laufe der Evolution diese außerordentliche Artenvielfalt entwi-

                ckeln. Ein Katalog von Maßnahmen wird gefordert, denn parallel          weitere Informationen unter:
                zur Ernennung als „Bedrohter See des Jahres“ sollen auch Wege           •  GNF – Bedrohter See des Jahres:

                aufgezeigt werden, die helfen können. Hier werden eine Sanierung         https://kurzelinks.de/bedrohtersee2022

                der besonders geschädigten Zonen des Sees genannt, die Schaf-           •  Fakten zum Thema Wildtier importe:

                fung von Problembewusstsein und Steigerung von Fachwissen bei            www.Rette-den-Artenschutz.de
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