Page 37 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 03/2022
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dominanten Männchen lagen bei etwas über einem
Meter. Im Umfeld schwammen große Gruppen von
geschätzt mehr als hundert Weibchen und halbwüch-
sigen Männchen.
Alan war viel schlanker als der kräftige Omari und
somit der Tauchanzug deutlich zu groß. Kein Wunder,
dass ihm nach einer halben Stunde im tiefen Wasser
kalt war. Wir verständigten uns, dass er den Tauchgang
beenden, ich aber noch unten bleiben würde.
Den zweiten Unterwasserfotoapparat übergab er
mir, sodass ich nun beide Hände voll hatte. Jede Kamera
war auf einer gut 60 cm langen Schiene mit externem
Blitzlicht montiert und deshalb recht sperrig. Zum 1 2
Fotografieren legte ich ein Gerät ab, schoss mit dem 3
anderen meine Fotos, um danach mit beiden Kameras
weiterzuschwimmen.
Knapp überlebt
Wie ich später erfuhr, war es am Ufer wohl sehr un-
terhaltsam. Erling sprach fließend die Landessprache
Kisuaheli, konnte alles mithören und berichtete an-
schließend mit sichtlichem Vergnügen: Als Alan alleine
und ohne Kamera aus dem See kam, war das Entsetzen
unter den mittlerweile zahlreichen Zaungästen groß.
Die allgemeine Einschätzung: Einer hat knapp über-
lebt, dabei aber seine Kamera verloren, der andere ist
verschlungen worden!
Zum Ende meines rund einstündigen Tauchgangs 1 Neugierige Kiemensackwelse erschrecken sich und erzeugen bei der
fand ich ein Geißeltilapien-Männchen, das auf dem Flucht eine große Mulmwolke.
Boden ruhte. Es war zu schwach zum Flüchten, ver-
mutlich krank. In aller Ruhe konnte ich meine letzten 2 Dominantes Männchen von Haplochromis sp. „Masoko“ in seinem
Aufnahmen schießen. Dann griff ich den Buntbarsch Revier.
mit der Hand und tauchte auf. 3 Die Beute am Ufer: Oreochromis squamipinnis.
Ein Raunen ging durch die Menge, als ich mit der 4 Komfortable Straßenverbindung auf dem Weg vom Nordende des
Tauchflasche auf dem Rücken ans Ufer watete: In der Malawisees nach Mbeya (Tansania).
linken Hand zwei Kameras und die Tauchflossen, in der
rechten den sich noch schwach bewegenden Oreo-
chromis, den ich, für jedermann erkennbar, mit bloßer
Hand gefangen hatte. Und gleichzeitig auch noch dem
Ungeheuer getrotzt – unglaublich!
Niemals wieder habe ich so bewundernde und
ehrfürchtige Blicke erhalten... Omari glaubte, das
Ungeheuer wäre wohl satt gewesen und wir hätten
einfach nur riesengroßes Glück gehabt.
Text & Fotos: Andreas Spreinat
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Literatur: Spreinat, A. (1995): Tansania – Eine Reise an das
nordöstliche Ende des Malawisees. DATZ 48 (3): 172-177.
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