Page 36 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 03/2022
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EXPEDITION
























                                                                               Skurrile Baumreste bieten Schutz für Haplochro-
                                                                               mis-artige Buntbarsche in den tieferen Zonen.




                                                                        Erling Johansen, gebürtiger Norweger, bei einem Angel-
                                                                       ausflug am Nordende des Malawisees (1993).





                              rettete meinen Tauchgang: Er würde mit Omaris Neo-  Etwas tiefer fielen uns große Gruben auf, etwa 50
                              prenanzug mit mir tauchen – Omari war sehr erleichtert.  bis 70 cm im Durchmesser und einen halben Meter tief.
                                 Nach zwei Stunden Fahrt erreichten wir den See. Nur   Baumeister waren Geißeltilapien, Oreochromis squami-
                              ein paar Einheimische standen am Ufer und beobach-  pinnis. Die Art lebt auch im Malawisee und wird dort
                              teten skeptisch, wie wir unsere Ausrüstung am Kies-  über 30 cm groß. Hier waren die Tiere viel kleiner und
                              strand aufbauten. Rasch kamen immer mehr Neugierige   erinnerten mit dem großen Kopf an eine Hungerform.
                              hinzu. Der See lag ganz ruhig. Das Wasser war klar, wie   Sie waren sehr scheu, sodass keine brauchbaren Fotos
                              in einem Alpensee mit guter Sichtweite von etwa 6 bis   möglich waren.
                              8 m. Wir tauchten langsam ab. Einige größere Steine,
                              Felsbrocken und versunkene Baumstämme prägten die   Die eigentliche Attraktion
                              Unterwasserlandschaft. Höhere Pflanzen fehlten völlig,   In  rund  10  m  kamen  uns  einzelne,  neugierige  Kie-
                              abgesehen von grasartigen Gewächsen am Ufer.  mensackwelse entgegen. Sie waren circa einen hal-
                                 Erling hatte von wasserchemischen Analysen erzählt,   ben Meter lang, wahrscheinlich  Clarias gariepinus,
                              nach denen man das Wasser direkt für die Autobatterie   in Afrika weitverbreitet. Da sie nicht besonders gut
                              verwenden könne, weil es so salz- und nährstoffarm   sehen, kamen die Welse ganz dicht heran, berührten
                              sei. Der Boden war teils recht dicht mit Schalen abge-  uns oder die Kamera mit den Barteln, um erschreckt
                              storbener Muscheln bedeckt. Einige Steine waren von   davonzuschießen.
                              gelblichen Süßwasserschwämmen überzogen.         Erst ab etwa 15 m Tiefe entdeckten wir die eigent-
                                 Im flachen Wasser fanden wir einen Haplochromis-  liche „Attraktion“ des Sees: Ein rund 8 cm großer Ha-
                              artigen Buntbarsch, wahrscheinlich Astatotilapia cal-  plochromis (H. sp. „Masoko“) mit blau-grüner Färbung
                              liptera. Die Art ist im Malawisee und Umgebung weit   und unregelmäßigem schwarzem Zeichnungsmuster.
                              verbreitet und auch aquaristisch gut bekannt.  Die Männchen waren revierbildend, die Abstände der




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