Page 61 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 02/2022
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Während einer Reise von meiner „Heimatinsel“ Pa-

           nay zu der benachbarten Insel Cebu wollten wir im
           Naga River Basin, etwa im Zentrum von Cebu gele-

           gen,  nach  Klettergrundeln  (Sycidiinae)  Ausschau
           halten. Vor allem nach der erst kürzlich von uns
           auch auf Panay entdeckten, in der Natur wohl
           sehr seltenen Cebu-Grundel Sicyopus cebuensis,
           die dort ihre Typuslokalität hat. Die Suche war

           nicht von Erfolg gekrönt, dafür fingen wir Ver-  1

           treter der Gattung Sicyopterus sowie der weit
           verbreiteten Art Sicyopus zosterophorum. Leider

           immer häufiger landen auch fremde Arten wie

           die weltweit als Aquarienfisch beliebten Guppys
           im Fangnetz.
              Nach einigen Tagen fuhren wir zur Nordspitze von
           Cebu weiter. Schon seit Jahren hegte ich den Wunsch,
           den früheren Seeschlangen-Hotspot Gato Islet zu be-
           suchen. Gato, nicht mehr als ein 80 Meter aus dem
           Meer ragender, stark zerklüfteter Kalksteinfelsen, be-  2

           herbergte  vor  einigen  Jahrzehnten  Massenvorkom-
           men  des  Gewöhnlichen  Plattschwanzes  (Laticauda


           laticaudata) und des Halbgebänderten Plattschwan-



           zes (Pseudolaticauda semifasciata). Im Gegensatz zu
           den lebendgebärenden Seeschlangen kommen diese
           auch als Seekobras oder Plattschwanz-Seeschlangen



           bekannten Gitfnattern zur Eiablage, zur Häutung und
           für Ruhepausen an Land.
            VOn InSel Zu InSel
           Die Bestände um und auf Gato wurden für den Leder-
           handel über Jahrzehnte unkontrolliert abgesammelt,   3
           bis sie zusammenbrachen. Bereits 1980 wurde auf Gato
           kein einziges Gelege mehr gefunden. Inzwischen ist
           das Gebiet als „Sea Snake and Marine Life Sanctuary“
           deklariert. Inwiefern die Bestände sich erholt haben,
           ist aber kaum untersucht.
              Wie wir rasch herausfanden, muss man erst nach
           Malapascua Island, einem etwas größeren Inselchen
           vor der Nordküste von Cebu, um Gato Islet zu errei-
           chen. Die Gewässer dieser Region sind unter Tauchern
           sehr beliebt, vor allem wegen ihrer großen Bestände an
           Fuchshaien (Alopias spp.), die durch ihren extrem lang

           gezogenen oberen Schwanzflossenlappen auffallen.

              Man empfahl uns also, mit einem der Tauchboote
           rauszufahren, die täglich um Gato herum ankern. Wir   1   Die Klett ergrundel Sicyopterus lagocephalus bewohnt denselben
           wollten aber nicht tauchen, sondern direkt nach Gato   Lebensraum wie die Cebu-Grundel S. cebuensis.
           gelangen. Schließlich fanden wir Fischer, die zusagten,   2   Nicht viel mehr als ein Felsen im Meer: Gato, 80 Meter hoch.
           uns mit ihrem Auslegerboot direkt nach Gato zu brin-  3   Guppys (Poecilia reti culata) gehören nicht zur natürlichen
           gen, und abends wieder abzuholen. Wir verabredeten   Begleitfauna der Klettergrundel-Gemeinschaft, es haben haben sich



           uns für den nächsten Morgen.                       aber vielfach größere Populationen etabliert.

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