Page 13 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 01/2022
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Verdrängung Fischaugen aus der Petrischale
bei Tilapien
Aus embryonalen Stammzellen von Knochenfischen von Medaka- und Zebrafischen kann in der
Wissenschaftler glauben, dass Petrischale komplexes Netzhautgewebe gezüchtet werden. Das hat ein Forscherteam der Uni-
sich der Nil-Tilapia Oreochromis versität Heidelberg demonstriert. Bislang werden in der Organoid-Forschung Stammzellen von
niloticus auch weiter flussab- Säugetieren einschließlich des Menschen verwendet. Hiervon erhoffen sich die Forscher unter
wärts im Kabompo ausbreiten anderem neue Erkenntnisse zu den grundlegenden Mechanismen der Netzhautentwicklung.
und den heimischen O. mac- Organoide sind kleine Gewebestücke, die aus Stammzellen gewonnen werden und echten
rochir verdrängen könnte. Die Organen ähneln. Sie werden in der Grundlagenforschung eingesetzt, um neue Erkenntnisse
auch Nilbuntbarsch genannte zu Zellorganisation und Organentwicklung zu gewinnen, die Entstehung von Krankheiten zu
Art wurde in Sambia in den untersuchen oder neue Medikamente zu entwickeln und zu testen.
späten 80ern vom Fischerei- „Der große Vorteil von Fisch-Organoiden besteht darin, dass sie im Gegensatz zu Orga-
ministerium für Forschung und noiden aus Säugetierstammzellen sehr reproduzierbar sind. Sie entwickeln sich zuverlässig
Entwicklung in der Aquakultur und sehr schnell und ermöglichen den direkten Vergleich mit lebenden Embryonen, die bei
eingeführt, sie ist als Speise- Fischen außerhalb des Mutterleibs heranwachsen“, erklärt Prof. Joachim Wittbrodt, Leiter der
fisch in Aquakulturen weltweit Forschungsgruppe für Tierphysiologie und Entwicklungsbiologie am COS.
beliebt. Durch schnelle Reifung
und Wachstum konkurriert sie literatur
ZILOVA, L. et al. (2021): Fish primary
mit einheimischen Arten. So embryonic pluripotent cells assemble
auch hier, wo die Fortpflanzung into retinal tissue mirroring in vivo
der Spezies in einem Flussab- early eye development. eLife:
schnitt miteinander verglichen https://doi.org/10.7554/eLife.66998.
wurden, in dem beide vorkom-
men, und in einem Abschnitt,
in dem bislang nur O. macro-
chir lebt. Der Nil-Tilapia kann
sich ganzjährig fortpflanzen, die Hypancistrus-Monografie zur „legende“ l 236
heimische Art in der kalten Jah-
reszeit nicht. Außerdem zeigten Im Dezember sollen Exemplare des neuen
sich seine Brutpopulationen Buchs „Hypancistrus sp. L 236 – a legend in
um 23 % größer. Das Ergebnis the catfish hobby“ von Hans-Georg Evers
könne helfen, ein umsichtiges in Europa anlanden. Das 170-seitige Hard-
Fischerei-Management aufzu- cover zeigt in englischer und chinesischer
stellen, um die Auswirkungen Sprache Hunderte von Abbildungen, Infor-
der Fischinvasion abzumildern. mationen zur Taxonomie, zum wirklichen
Literatur: Arthertone, Jere et al. Fundort/Lebensraum und vor allem mas-
(2021): Breeding pattern of Oreo-
chromis niloticus (Linnaeus, 1758) senhaft Informationen zu Pflege, Zucht
und den Zuchtlinien, die in der Aquaristik
Foto: W.A. Djatmiko (Wie146) / CC BY-SA 3.0 Wikimedia upper Kabompo River, northwest of Christian, Robert Budrovcan und Ernst
(Pisces: Cichlidae) versus native
congeneric species, Oreochromis
vorhanden sind. Hans‘ Freunde Leandro
macrochir (Boulinger, 1912) in the
Sousa, Oliver Lucanus, Ingo Seidel, Jeffrey
Zambia. Authorea: DOI: 10.22541/
Schmidt sowie viele weitere haben bei
au.163256525.58435001/v1: htt-
ps://kurzelinks.de/oniloticus
dieser einzigartigen Monografie gehol-
fen. Im Appendix gibt es noch sehr viele
Abbildungen von Exemplaren taiwanesi-
scher Züchter.
Bestellung (39 € plus Versand) beim Au-
1/2022 tor: Hans-Georg.Evers@t-online.de. 13
AQ2022-01_Endkorrektur_Umlauf.indb 13 22.11.2021 10:05:23