Page 17 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 05/2021
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Tyttocharax cochui

           Man könnte diese winzigen Schwanzdrüsensalmler (sie heißen so,   Das ist an sich noch nicht ungewöhnlich, viele Kleinfische der
           weil die Männchen in der Schwanzflosse Drüsenschuppen besit-  Tropen verdanken ihre Entdeckung dem Zierfischhandel. Doch
           zen, mit denen offenbar Sexuallockstoffe produziert werden) gut   Aquarium Hamburg importierte eigentlich Blattfische (Monocirrhus
           als „Flittersalmler“ bezeichnen. Sie werden kaum über 2 cm lang   polyacanthus) aus Peru, damals per Überseedampfer. Damit die
           und sind äußerst lebhafte kleine Burschen. Wie alle Schwanzdrü-  empfindlichen Raubfische auf der wochenlangen Reise keinen
           sensalmler führen sie eine innere Befruchtung durch. Isolierte,   Schaden nahmen, packte der Exporteur kleine Futterfische dazu
           zuvor in Gesellschaft von Männchen gehaltene Weibchen legen   – das waren die neuen Zwergsalmler! Offenbar waren die Blattfi-
           befruchtete Eier, die an Pflanzen angeheftet werden.    sche leicht seekrank und hatten keinen großen Appetit entwickelt;
              Auch die Entdeckungsgeschichte dieser Zwerge ist interessant:   wer weiß, wann der Flittersalmler sonst entdeckt worden wäre!
           1949 stellte W. Ladiges in der Fachzeitschrift „Wochenschrift
           für Aquarien- und Terrarienkunde“ einen neuen Zwerg-
           salmler vor, den er ein Jahr später formell als Microbrycon
           cochui wissenschaftlich beschrieb. Die zugrunde liegenden
           Exemplare waren mit einem Zierfischtransport bei dem
           damals  weltberühmten  Importunternehmen  „Aquarium
           Hamburg“  eingetroffen,  wo  Ladiges  (später  Ichthyologe
           am Hamburger Zoologischen Museum) arbeitete.




           Der winzige Schwanzdrüsensalmler
           Tyttocharax cochui ist ein lebhafter Bursche.





           Knodus borki


           Dieser sehr blaue Fisch wird schon seit den 1960er-Jahren als   ten Boehlkea fredcochui handelte, während der jahrzehntelang so
           „Blauer Peru-Salmler“ gepflegt und gezüchtet. Bestimmt wurde   bezeichnete Fisch eine neue Art der Gattung Knodus war. Zu Ehren
           er ursprünglich als Boehlkea fredcochui und unter diesem Namen   von Dieter Bork (der schon im Zusammenhang mit H. columbianus
           findet man das 4-5 cm lange Tier in älteren Aquarienbüchern und   erwähnt wurde) benannte man ihn als K. borki.
           bis heute oft im Zoofachhandel.                           Obwohl dieser schöne und friedliche Fisch schon so lange
              Der Irrtum fiel erst auf, als um die Jahrtausendwende eine   im Aquarium gepflegt wird, fehlen bis heute detaillierte Zucht-
           zweite blaue Salmlerart aus Peru als „Sky Blue Tetra“ exportiert   berichte – dabei stehen stets Nachzuchten aus Südostasien zur
           wurde. Dessen Nachbestimmung ergab, dass es sich um den ech-  Verfügung.



             Der Blaue Peru-Salmler hört nun auf den Namen Knodus borki,
             Zuchtberichte fehlen erstaunlicherweise.





















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