Page 73 - Aquaristik Fachmagazin Ausgabe 06/2017
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PRAXIS




                                                                                               Links: Unter dem Mikroskop gut
                                                                                               erkennbar sind die birnenförmigen


                                                                                               Schwärmer von I. multifiliis.
                                                                                               Rechts: Im Vergleich dazu die

                                                                                               Schwärmer von N. schlotfeldtii.










                ophthirius multifiliis zu tun. Es sind inzwi-  wie Diskusfische, die den normalen Ichthyo




                schen drei neue Ga�ungen beschrieben   selten bekommen.
                und vermutlich enthalten sie mehrere   Mikroskopiert man den normalen Ich-
                noch  unbekannte  Arten.  Für  den  Aqua-  thyophthirius multifiliis, ist der hufeisenför-




                rianer sind sie makroskopisch schwer zu   mige Zellkern gut zu sehen. N. schlotfeldtii
                unterscheiden, doch mit einem Mikroskop   hat einen ringförmigen Zellkern, wobei die
                                                                                                 Mikroskopaufnahme: hufeisen-
                können die Unterschiede erkannt werden.   Enden übereinanderliegen. Das ist anhand   förmiger Zellkern von I. multifiliis.


                Viele, auch unter dem Mikroskop sehr ähn-  von gefärbten Präparaten feststellbar. Bei
                lich aussehende, aus tropischen Ländern   höherer Vergrößerung kann man an der
                stammende Arten vertragen viel höhere   Zelloberfläche dieser Wimper�ere (Cilia-


                Temperaturen als die früher mit Lebend-  ten) die Wimpern (Cilien) erkennen, die

                fu�er eingeschleppten einheimischen Ar-  der Fortbewegung dienen und den Parasi-
                ten. Aus dem Zoofachhandel kamen immer   ten in eine kreisende Bewegung versetzen.

                wieder Meldungen von Ichthyo-Infek�o-
                nen, die mit den gängigen Methoden nicht   ZUR BEHANDLUNG …

                zu behandeln waren. Die Fische starben.  … sind malachitgrünoxalathal�ge Heilmit-
                                                     tel,  verwendbar.  Die  Wassertemperatur
                NEOICHTHYOPHTHIRIUS                  wird um 2 °C erhöht und das Licht ausge-
                SCHLOTFELDTII                        schaltet. Man gibt fünf Tage lang täglich
                Eine  dieser  neuen  Arten  ist  Neoichthy-  die vom Hersteller angegebene Erstdosie-  Kreisförmiger Zellkern von


                ophthirius schlotfeldtii. Sie trat Ende der   rung zu. Vor jeder Zugabe wird ein 50-pro-  N. schlotfeldtii.


                Neunzigerjahre  auf.  Im  Gegensatz  zu   zen�ger Wasserwechsel mit Wasser glei-



                Ichthyophthirius  multifiliis,  der  bei  eine r   cher Temperatur und gleichem pH-Wert
                Temperatur von 4 bis 26 °C lebt, liegt der   durchgeführt. Die Firma sera hat das sera
                Lebensbereich von N. schlotfeldtii zwischen   med  Protazol  entwickelt.  Der  Wirkstoff



                18 und 34 °C. Er verträgt auch die han-  wird von einem Lösungsmi�elkomplex in
                delsüblichen Medikamente besser, sodass   die Haut des Fischs transpor�ert. Daher

                die Behandlungsanleitungen der Hersteller   wirkt es effek�ver als Malachitgrünoxalat,


                nicht wirkten. Die Vermehrungsrate von I.   das die Schleimhaut nicht durchdringt. Pro-  Lust auf mehr?


                multifiliis ist sehr hoch, die Fische sind mit   tazol wird nach Anleitung des Herstellers
                Pünktchen übersät. Der reife Parasit löst   angewendet.
                sich vom Fisch, verkapselt sich und produ-
                ziert bei 25 °C innerhalb von 24 Stunden   LITERATUR                                Manfred Neumann
                1.000 bis 2.000 birnenförmige Schwärmer.                                            Fischkrankheiten


                N. schlotfeldtii bildet nur zwischen 10 und   Bauer, O. H.; Yunchis, O. N.:         im Aquarium
                                                     Neue Ga�ung eines parasitären Ciliaten

                60 Schwärmer. Aufgrund der hohen Tem-  bei tropischen Fischen. Parasitologija,      136 Seiten, 220 Farbfotos, geb.
                peratur  verläu�  jedoch  die  Entwicklung   Band 35, Nr. 2, 2001, Original in Russischer   € 26,80, ISBN 978-3-935175-53-1

                schneller. Er befällt auch Fischarten, die   Sprache, englische Zusammenfassung,    www.daehne.de/

                bei hoher Temperatur gehalten werden,   deutsche Übersetzung.                       fischkrankheiten-im-aquarium
                                                                                                                         73
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